83. [742] Zeuxis stirbet mit Lachen.

Von dem Zeuxe, dem berühmten Mahler / schreibet man / daß er für vielem Lachen seinen Geist aufgegeben habe. Die Ursache aber / dadurch er zu dem Lachen angetrieben ist / soll gewesen seyn diese: Er hatte vor auf einer Tafel zu mahlen die Helenam[742] und die Hecubam, die Allerschönste von der Welt / und die Allerscheußlichste unter der Sonnen. Die Hecudam die alte heßliche hat er so künstlich und vollkommen getroffen / als wenn sie es selbsten leibhafftig wäre: Nemlich mit einem Geiffer um den Mund /zahnloß / runtzelicht / mit trieffenden Augen und gelber Stirn / bleichen Leffzen / mit fallenden Wangen /dünnen graulichten Haaren: Aber belangend die Helenam, wie er die auch wollen anfangen zu mahlen und abzubilden / ist es ihm unmöglich gewesen / solches nach Gebühr zu Wercke zu setzen / so daß er ein belieblich Gefallen daran gehabt hätte / daher er die wol tausendmal ausgemahlet / und selbige doch wiederum ausgethan / weil es ihm nicht nach seinem Kopffe. Nun hat es sich zugetragen / daß er eins Tages von aussen zu Hause kommt / in seine Werck-Stube hineingehend / die Alte beschauet / wie sie so gar natürlich nach allen Lineamenten getroffen / darüber so hertzlich lachet / daß er bald im Lachen niederfällt und dahin stirbt.


1. Es seyn mancherley Gaben.

2. Die Menschen seyn klug zum Bösen / aber Gutes zu thun wissen sie nicht.

3. Der Tod will eine Ursach haben.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 742-743.
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