3. [764] Fabius Ursinus wäschet aus Rachgier seine Hände in des Getödteten Blut.

Cæsar Borgia, Pabst Alexandri Sohn / ein tyrannischer Mensch / hatte Fabii Ursini Vater Paulum wider seine gethane / und mit einem Eydschwur betheuerte Zusage tödten lassen. Das schmertzete den Sohn über alle massen. Weil er aber Gewalt sich an Borgia zu rächen / ihm nicht getrauete / bekam er von des Borgiæ allergetreuesten Freunden einen / dem ließ er jämmerlich das Leben nehmen / und wusch aus grosser Rachgierigkeit in des Getödteten Blut seinen Mund und Hände.


Wie viel Christen haben auch noch heutiges Tages solche rachgierige Gemüther / die nicht können ruhen / biß sie ihr Müthlein an ihren Feinden gekühlet. Aber rechtschaffene Kinder GOttes / die sagen nicht / wie man mir thut / also will ich wieder thun / sondern vergeben einer dem andern.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 764.
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