Daß die Liebes-Begierden einen Menschen offt wunderbarlich verleiten / solches bezeugen gar viel Exempel. Nur eines zu berühren / aus dem Suetonio Tranquillo in Vit. Cæsarum, da gedencket er der Faustinæ der Käyserin / wie sie verblendet von ihren eigenen Begierden und Lüsten / nicht achtend die schuldige Pflicht / die sie ihrem Ehe-Herrn dem Käyser versprochen / sich ungebührlich verliebet habe in einen geringen Fechter. Wie aber die Eltern und Freunde solches vermercket / haben sie denselbigen Fechtmeister umbringen lassen. Das ward der Faustinæ kund gethan /daß ihr unzeitiger und unglücklicher Buhler todt / darauf hat sie zu ihren Dienerinnen gesaget: Verschaffet mir etwas von seinem Blute / als hätte sie wollen sagen: Dieweil ich nun meines Liebhabers beraubet bin / nicht mehr mag seine Gegenwart geniessen / und mich derselbigen erfreuen / so holet mir etwas seines Blutes / damit ich mein mattes Hertz damit erquicke /und die in mir brennende Liebes-Flamme lesche.
Die Liebe ist blind / sie fällt sobald auf das Ungestalte /als auf das Wolgestalte. Viel Christen verlassen GOtt und verlieben sich in die Welt: Aber O thörichte Menschen.