29. Verblühmte Beschreibung des Worts [792] Cor oder Hertz.

Die gottseligen Alten vermelden / daß einsmahl ein Einsiedler GOTT täglich gebeten habe / er wolte ihm doch zeigen / was ihm zu seiner Seelen Heil am nothwendigsten und GOTT dem HErrn am allerangenehmsten wäre? Es sey ihm aber einsmals erschienen der Teuffel / in der Gestalt eines guten Engels / und zu ihm gesaget: Mein frommer Vater / dein Gebet ist erhört und GOtt hat mich zu dir gesandt / und befohlen dir anzuzeigen / daß / wofern du begehrest / selig zu werden / müssest du drey Dinge für deine Sünde opffern / nemlich einen neuen Mond / den Zirckel der Sonnen / und den vierdten Theil eines Rads. Worauf der böse Geist so bald verschwunden. Der arme Einsiedler hielt solches für unmöglich / und habe angefangen an seiner Seligkeit zu verzweiffeln. Aber GOtt hat ihn nicht verlassen / sondern ihm einen Engel des Lichts geschicket / und ihm lassen sagen: Daß die Dinge / die ihm durch den Satan fürgestellet worden /nicht unmöglich wären. Denn der neue Mond werde bedeutet durch den Buchstaben C. der Zirckel der Sonnen / durch den Buchstaben O. und das R. bedeutet das vierdte Theil des Rads. Diese drey Buchstaben zusammen gesetzt machen ein COR, oder ein Hertz /das soll er GOtt aufopffern.


[792] Der Teuffel suchet auf allerhand Weise die Menschen zu bestricken / und setzet seine Worte auf Schrauben. GOtt muß man das Hertze geben / und zwar das gantze /und nicht ein halbes.

Jener Poet hat es so gegeben:


Tolle caput Corvi, caput Ovis, Cœter a corvi,

Offer ista Deo, inde beatus eris.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 792-793.
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