32. Vom Niesen.

[794] In der 393. Historie der 4. Centuriæ ist auch davon gedacht / und sind aus dem klugen und Weltweisen Heyden Aristotele natürliche Ursachen angeführet /wie nicht weniger solches bestätiget aus dem Gebrauch der Alten / warum man den Niesenden Glück wünschet. Ich will dißmahl hieher setzen / das sich soll zugetragen haben zu Rom im Jahr 580.[794] wodurch dieser Gebrauch gleich erneuert und völlig bestätiget oder bekräfftiget ist. Im Jahr Christi 580. zur Zeit der Regierung des Pabsts Pelagii, ist um Rom die Tyber so groß gewesen / daß sie biß an die Fenster des Tempels Neronis gegangen. Nach Verlauffung des Wassers / blieb viel Ungezieffers / Kröten / Schlangen /Ottern etc. im Schlamme liegen / darvon ward die Lufft also vergifftet / daß eine geschwinde Pestilentz daraus entstund / dadurch die Menschen in einem Augenblick dahin fielen und sturben / und gemeiniglich kam es die Leute mit Niesen und Hojanen an / so daß sie im Niesen und Hojanen sobald niederfielen und den Geist aufgaben. Daher ist kommen der Gebrauch / daß / wann man einen hat sehen Hojanen / hat er und andere das Creutz für sich oder ihn gemacht / und also sich und ihn GOTT zum Tode befohlen. Im Niesen hat er und andere geruffen: GOtt helffe! als der in so geschwinden Sterben der Hülffe GOttes am meisten bedürffte.

Man schreibet auch / das Pabst Pelagius eine Fasten geboten habe / habe auch Procession gehalten in der Stadt Rom / dem Sterben zu steuren und zu wehren: Aber in der ersten Procession soll er todt darnieder gefallen seyn sammt neuntzig Personen im Niesen und Hojanen.


Viel Dinge seyn mit der Zeit aufgekommen / davon man keine Ursache weiß zu geben oder den ersten Ursprung mag erforschen. GOTT hat viele Wege die Menschen zu straffen. Es ist gar bald mit dem Menschen geschehen / daß er ausgehet wie ein Licht. Darum befehl man sich bey Zeiten in GOttes Hand.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 794-795.
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