33. Ein Soldat bittet [795] Antigonum ihm zu helffen um seines Vaters treue Dienste.

[795] Plutarchus in Apophth. erzehlet von einem jungen Soldaten / einem Sohn eines alten und treugedienten Soldatens des Königes Antigoni, daß derselbige nach dem Tod seines Vaters durch Faulheit und Verschwendung in die äusserste Armuth gerathen / und fast an den Bettel-Stab gekommen sey. In dieser seiner grossen Dürfftigkeit habe er sich einsmahls erkühnet / sey zu dem König Antigonum gegangen / vor demselbigen auf die Erde niedergefallen / und ihn angeredet mit folgenden Worten: O Großmächtigster König / ich leide grosse Armuth und Dürfftigkeit / so gar / daß ich weder zu beissen noch zu brocken habe. Derowegen bitte ich unterthänigst / Ew. Königl. Majestät wolle sich meiner in Gnaden annehmen / und mir in meiner hohen Noth zu Hülffe kommen / und das um meines Vaters willen / als welcher allezeit treue gedienet / auch sein Leben nicht geachtet / sondern dasselbige vor Ewr. Königl. Majestät Heil und Wolfahrt gelassen hat. Hierauf habe dieser kluge und weise König geantwortet: Höre junger Mensch! Mein Gebrauch ist / die eigene / und nicht der Vor-Eltern Verdienste zu belohnen / als wolt er sagen: Wilt du /daß ich dir helffen soll / so must du dich nicht auf den Vater beruffen / sondern du must dich recht und männlich halten / dann wird die Entgeltung sich auch finden.


Viele Kinder schlagen aus der Art / und folgen nicht den Tugenden ihrer Eltern.

GOTT hilfft nicht um unsers / sondern um des Verdienstes JEsu Christi willen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 795-796.
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