57. Ein Brunn verräth die Meineydigen.

[822] Es schreibet der Weltweise Heyde Aristoteles, daß in Sicilien ein sonderbarer Brunnen sey / den man für hoch und heilig halte / darum / daß er die Warheit des Eydes offenbare / dann wann man etwas auf ein Täfflein schreibet / und in diesen Brunnen[822] wirfft / und dasselbige mit einem wahren Eyde bekräfftiget ist / so schwimme das Täfflein über sich in die Höhe: Wann es aber ein falscher Eyd / so falle das Täfflein zu Boden / daß mans nicht mehr sehen kan / der Meineydige aber werde alsobald vom Feuer verzehret.


Wenn dem also / wär es für ein groß Wunderwerck der Natur zu halten / und dabey GOttes Allmacht zu preisen.

Es ist auch dabey zu erkennen / wie die Heyden / ob sie wohl ohne GOtt und sein Wort gewesen / dennoch auf Eyd / Treu und Glauben viel gesehen / und dafür gehalten haben / daß / wer solche halte / für fromm: Wer sie aber breche / für einen Gottlosen soll gehalten werden.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 822-823.
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