6. [766] Æoli suchen bey Cyro zuspäte Freundschafft.

Bey dem Meiger Nucl. Histor. lib. 5. cap. 17. aus Herod. 1. wird folgendes gelesen. Es hatte der König Cyrus vor dem Kriege mit Crœso den Æolis und Ionibus seine Freundschafft angeboten / aber selbige schlugen sie damahls ab / und wolten sie nicht annehmen. Wie aber das Spiel anders lieff / und der Crœsus vom Cyro überwunden ward / da haben sie von sich selbst ihre Gesandten zum Könige abgefertiget[766] / und die vor dem Kriege angebothene Freundschafft bittlich begehret. Cyrus gab hierauf den Legaten aus der Fabel Æsopi diese Antwort: Ein Fischer stund am Ufer und pfiff den Fischen im Wasser gar süsse / in Hoffnung / sie sollten zu ihm ans Ufer kommen / diß wolten sie aber nicht thun. Da er sie nun mit seinem Netze bestricket und gefangen hatte / und sie begunten zu springen / sprach der Fischer: Könnet ihr nun tantzen? Da ich euch süsse pfiff / da woltet ihr nicht tantzten. Mit solcher Anwort musten die Legaten abziehen / aber sie verstunden daraus wol / weil sie die angebothene Freundschafft zwar hatten abgeschlagen / daß sie nun keine Freundschafft noch Gnade haben solten.


GOTT beut uns Menschen auch seine Gnade / Huld und Freundschafft an / die müssen wir mit Danck anneh men / und hat Gnaden-Zeit nicht versäumen. Am Jüngsten Tage / wann alle Feinde erleget / ist keine Gnade mehr zu hoffen / sondern das Gericht.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 766-767.
Lizenz:
Kategorien: