71. Exempel / daß auch die Heyden die Einigkeit geliebet haben.

[836] Friede ernehret / Unfriede verzehret / diß haben auch die Heyden wahr zu seyn erkannt / und derowegen sich der Einigkeit beflissen / auch andere darzu angemahnet / wie aus folgenden Exempeln zu sehen ist.

[836] Plutarchus rühmet sehr hoch / daß einst zu Rom ihrer bey 16. Brüder und Gefreunde aus dem Geschlecht der Æliorum, in einem engen Hauß bey einander gewohnet / und gleichwol so hertzlich sich vertragen haben / daß nie kein Zwiespalt oder Widerwill zwischen ihnen vermercket worden. Leo Byzantius war ein sehr dicker und fetter Mann / darneben aber ein stattlicher Orator, als nun zu Athen unter dem gemeinen Volck etwas Streitigkeiten sich ereigneten /die gar leichtlich zum offenen Krieg hätten erwachsen können / ward er von seinen Obern dahin verschicket / daß er sich bemühen solte / dieselbe Mißhelligkeiten durch seine Beredsamkeit zu stillen und beyzulegen. Er thät auch sein bestes / und fieng an zu erzehlen /warum er dahin kommen wäre / verhoffte demnach /sie würden gutem Rathe folgen / und sich wiederum zur Ruhe begeben. Aber die Bürger zu Athen konten sich seiner überaus dicken Person halben des Lachens nicht enthalten / das merckte der Orator und sprach: Was lacht ihr / lieben Bürger? Kommt euch das so wunderlich vor / daß ich so dick und feist bin / was würdet ihr dann sagen / wann ihr meine Hauß-Frau sehen sollet / die noch zweymal dicker ist? noch wann wir einig sind / so können wir uns in einem Bette wohl behelffen / wann wir aber uneins werden / so ist uns das gantze Hauß zu enge.


Seyd eines Sinnes / habt gleiche Liebe / seyd einmüthig und einhellig / thut nichts durch Zanck und eitel Ehr / etc.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 836-837.
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