77. Meer-Räuber schreckliches Ende.

[844] [844] Antonius Guevarra, Caroli V. Beicht-Vatter / schreibet in seinem Horologio Principium lib. 3. cap. 7. folgende grausame Historie.

Anno Christi 1510. den 20. Augusti hat sich Abends zu Palermo in Sicilia (als deren zu Palermo Meer-Räuber den Numidiern zehen Schiffe abgedrungen / und 22. versenckt / und den Raub mit grossen Freuden theileten / auch in einem Schloß bey einem grossen Gast-Gebot zusammen waren) auf einem Wagen / der von zween Löwen und zween Bären gezogen war / ein Monstrum eines erschrecklichen Anblicks in der Stadt sehen lassen / und nachdem es dieselbe fast gantz durchfahren / hat es sich auch zu demjenigen Pallast verfüget / in welchem die Meer-Räuber banquetirten / der Löwen einem / so den Wagen zogen / ein Ohr abgeschnitten / und mit dem Blute / so heraus gerunnen / nachfolgende Buchstaben angeschrieben: R.A.S.V.P.I.P.P. darüber sie sich hefftig entsetzet. Diese Schrifft ist gar ungleich gedeutet worden / biß eine berühmte Wahrsagerin sie also erkläret hat: Reddite Aliena, Si Vultis Propria In Pace Possidere. Bald darauf ist Blitz / Donner / Feuer /und ein solch Erdbeben erfolget / daß in der Stadt Palermo viel Häuser eingefallen / viel Menschen versuncken / das Feuer hat den gantzen Pallast / in welchem die See-Räuber sich enthielten / auch die Steine selbst gefeessen und verzehret / und solcher Jammer erfolget / daß in die 2000. Häuser eingefallen / und in die 10000. Menschen zu Grunde gangen sind.


Daraus schließt man nicht unrecht / also: Wann gemeine Land- und Meer-Räuber also heimgesuchet werden /was soll dann nicht andern Kirchen-Räubern widerfahren. O Christen / fürchtet die allmächtige Hand GOttes.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 844-845.
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