76. Alcoran wird von den Türcken hoch gehalten.

[843] Es schreibet ein gelehrter Mann / Nahmens Dosua, als er etwa vor Zeiten zu Constantinopel / und zwar nicht weit von des Türckischen[843] Käysers Kirchen gewesen / habe er gesehen / daß ein Cameel gar im langweiligen Schritt sey daher gegangen / von einer grossen Menge umringet und begleitet. Als er aber einen fragte / was das bedeute / daß sich das Volck um das Thier herdringe? Bekam er zur Antwort / das Cameel komme aus der Stadt Mecha / und bringe den Alcoran (nemlich das Buch / darinnen der Türckische Glaube / oder vielmehr Unglaube begriffen) auf dem Rücken getragen / und darum werde ihm so grosse Ehre von einer so grossen Menge Volcks angethan. Denn etliche von denselbigen räuffeten ihm das Haar aus / hieltens hoch als ein grosses Heiligthum: Etliche hertzeten und küßten es: Etliche trocketen ihm den Schweiß ab / und bestrichen damit die Augen und das gantze Angesicht. Endlich aber wurd das Cameel geschlachtet / in kleine Stücken zerhauen / und allen denen / so man für die Frömmsten unter den Türcken hielte / zu essen ausgetheilet. Woraus denn leichtlich zu ermessen / so das Cameel so hoch gehalten worden / das den Alcoran bloß und allein getragen / wie viel höher und heiliger der Alcoran selber von ihnen werde müssen gehalten werden. Da doch im Grunde das Buch nur ein Fabel-Buch ist / und voller Lästerung wider GOtt und seinen Sohn.


Diß sollen wir uns fürstellen / und desto höher halten zur Schrifft altes und neues Testaments / als welche nicht aus eigenem Willen ist herfür gebracht / sondern die heiligen Männer GOtt haben geredet / getrieben von dem H. Geist. Das Wort GOtt ist unserer Füsse Leuchte / und ein Licht auf unserm Wege.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 843-844.
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