75. Daß die Music nicht zu verachten / und von derselbigen Feinden.

[842] Plutarchus schreibet unter andern in seinem Buch von der Music / daß man die Music soll hoch halten /dieweil sie die Götter erfunden haben. Christen halten billich auch viel von der Music / doch daß man sich nicht so sehr belustige an dem äusserlichen Klang /als daß man dabey GOtt möge lieffern ein fröliches und GOtt ergebenes Hertz. Denn
[842]

Des Munds-Gesang GOtt nicht annimmt /

Wann nicht das Hertz auch mit einstimmt.


Wenn aber das Hertz dabey / so gefällt es GOtt /und der Menschen Gemüth wird dadurch erquicket. So daß es recht säuische Menschen seyn / die eine solche lieblich klingende Music nicht können vertragen / derer es doch gleichwol einige gegeben hat. Plutarchus zeuget vom Anthea der Scythen König / welcher als Ismenias schön und lieblich gesungen / sich vernehmen lassen / er wolte sein Pferd lieber schreyen hören. Als Archidamo, der Spartaner König / ein trefflicher Musicus gerühmet ward / der in gantz Griechenland den Preiß hatte / deutet er mit einem Finger auf seinen Koch und sprach: Fürwar! Dieser ist bey mir ein Meister gute Suppen zu kochen. Bey den Römern ist die Music auch nicht viel geachtet worden. Scipio, Æmilianus und Cato haben sie gar abschaffen wollen / als eine Wissenschafft / so der Römer Gravität und Sitten allerdings zuwider. Als Philippus König in Macedonien hörete / daß sein Sohn Alexander lieblich gesungen / hat er ihn hefftig gescholten /und gesagt: Schämest du dich nicht / daß du so wohl singen kanst? Denn es ist einem Fürsten übrig genug /wenn andere singen / daß er so viel Zeit haben kan ihnen zuzuhören.


Singet und spielet dem HErrn in eurem Hertzen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 842-843.
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