79. Bild der Weißheit.

[847] Man lieset vom Laurentio Justiniano dem alten Patriarchen / daß ihm im 21. Jahr seines Alters ein Bild einer Jungfrau / in einer schönen / zumuthigen und freundlichen Gestalt / gläntzend wie die Sonne / erschienen / so sich die Weißheit GOttes genannt / und vorgegeben / daß sie menschliche Form und Gestalt an sich genommen / die Menschen zu reformiren /und habe deßwegen von ihm gebeten / daß er sie zu einer Gespons und Braut annehmen wolte / so solte ihm in allem seinem Thun wohl ergehen. Als er nun in solches Begehren eingewilliget / habe sie ihm einen Kuß gegeben / und sey mit Freuden von ihm geschieden.[847]

Diß Gesichte lässet man billich an seinem Ort /nach der Heil. Schrifft können wir die Göttliche Weißheit uns nicht ungleich vorstellen. Dann 1. ist sie von Natur verborgen / aber von GOtt geoffenbaret. Zum 2. ist sie schöner Gestalt und herrlichen Glantzes / und 3. begehret die Weißheit / daß man sie zu einer Gespons annehme. Also wird Salomon redend eingeführet Cap. 8. Die Weißheit habe ich geliebet / und von meiner Jugend an zur Braut zu nehmen gesuchet. Dann ich habe ihre Schöne lieb gewonnen / etc.


Weißheit ist besser denn Perlen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 847-848.
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