8. Des [768] Xenophontis etliche nachdenckliche und Lehrreiche Reden.

[768] Der wohlerfahrne und sinnreiche Xenophon, welcher seine Geschichten anfänget / da der Thucydides endiget / und zur Zeit der fürtrefflichen Männer Isocratis, Anaximenis, Platonis, Aristippi berühmet gewesen /auch Schule gehalten / der hat unter andern vielen merckwürdigen Reden auch folgende hinterlassen: Er hat 1. pflegen zu sagen: Wann es dem Menschen glücklich und wohl gienge / so solt er GOtt am meisten lieben / und am höchsten ehren / das dienete darzu wann Unglück käme / und es uns übel gienge /daß uns als dann GOtt in Gnaden ansehe / und uns desto williger mit Hülfe erscheine. Wer aber GOtt im Glück vergisset / den lasse er auch im Unglück stecken und versterben. Zum 2. hat er pflegen zu sagen: Es wäre hohen Leuten rühmlicher / wann sie das Gedächtniß vieler erwiesenen Wohlthaten an Freunden und an Feinden hinter sich liessen / als das Gedächtniß vieler gehaltener Triumphe / dabey Land und Leute verdorben. Zum 3. hat er pflegen zu sagen: Das wären die glückseligsten Städte / die ernstlich nach Friede trachteten / und lange in Ruhe und Friede lebeten / dann da gienge Handel und Wandel glücklich ab / und könte ein jeder des Seinen glücklich abwarten.


Kluge Rede der Weisen soll man mercken.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 768-769.
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