84. [852] Domitiani Spiel oder Aufzug / und seine Tyranney.

Domitianus des Vespasiani Sohn und Titi Bruder (der von dem Eusebio ein Erbe der Neronischen Grausamkeit genannt wird / soll einsmahls / die Rathsherren zu Rom zu ängstigen / ein solch Spiel angestellet haben. Er hat ein sonderbares Hauß inwendig allenthalben lassen schwartz anstreichen / und etliche schwartze Bäncke darein stellen / befahl darauf[852] allerley Werckzeug und Ornat, so man zu den Begräbnissen brauchte / hinein zu bringen; Auf der Erden neben den Seulen stunden Todtenbaaren / darauf die Nahmen derselbigen geschrieben / welche dahin beruffen waren. Zu oberst hieng ein klein Liechtlein / wie die Ampeln seyn / die in den Todtenhäußlein brennen; Auch lagen Tücher da / darein man die Todten zu wickeln pflegt / und war alles aufs schrecklichst und traurigst zugerichtet. An diesen Ort wurden die Rathsherren geführet / gantz allein ohne Diener / und da sie mit Furcht umgeben waren / lieffen kleine Jungen aus den Löchern heraus / kohlschwartz / wie der Teuffel / und stunden diesen Männern an der Seiten. Man hörte da kein Wort / und war alles stille. Endlich trat der Käyser selbst hinein / und that eine Rede von dem Tode / wie man den mit Gedult tragen solte / da meyneten sie anders nicht / dann es müste jetzt gestorben seyn. Als sie nun fast die gantze Nacht hindurch also geängstiget wurden / ließ sie der Käyser wieder heim gehen / schenckte ihnen stattliche Verehrungen und verehrte ihnen die jungen Knaben für leibeigen. Und hat sich der Domitianus über dieses Spiel sehr erfreuet und belustiget. Dieser Domitianus ist nicht allein sehr stoltz gewesen / so daß er begehret / man solte ihn nennen einen Gott und Herrn / sondern er hat auch sehr gegen die Christen tyrannisiret / und hat seiner eigenen Bluts-Freundin der Flaviæ Domicillæ nicht geschonet / sondern dieselbe / wegen des Glaubens an Christum / in die Pontianische Insul vertrieben.


Wie das Gemüth und Hertz beschaffen sey / das geben offt die Thaten an den Tag. Der Teuffel kan keine wahre Christen leiden / darum verfolget er sie durch seine Diener / die Tyrannen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 852-853.
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