86. Vom Käyser Hadriano / dem vierdten Verfolger der Christen.

[855] Dieser Hadrianus ist dem vorigen Trajano an Tugenden und Geschicklichkeit gleich gewesen. Ein gar gelehrter Fürst / der wol erfahren in der Lateinischen und Griechischen Sprache. Wie nicht weniger der Mahler-Kunst und Bildschnitzerey zugethan. Er war lieblich / freundlich / schertzhafftig / der da liebet den Rath / das Volck und die Soldaten / und ward er hinwiederum von allen geliebet und geehret. Ein Weib ist ihm auf eine Zeit begegnet / begehrende: Er solte sie hören / sie hätte was zu klagen. Wie er sich das weigerte und sprach: Ich habe nicht die Weile: und sie wieder antwortete: So solt du nicht herrschen. Ist er still gestanden / und hat mit Gedult des Weibes Klage angehöret. Er hat nicht allein die Jüden / nebenst ihrem Verführer den Burochechab, fast gantz ausgerottet / und jämmerlich viel tausend getödtet / sondern auch die Christen zu verfolgen angefangen / doch alles aus bösen Anklagen gottloser und neidischer Leute. Eins nur zu gedencken. Es war einer mit Nahmen Eustachius, mit dem Kriegs-Heer gegen die Feinde ausgeschicket von dem vorigen Käyser: Wie er nun nach wohl verrichteten Sachen wieder nach Hause kommt / ziehet ihm der Hadrianus entgegen /und holet ihn in die Stadt. Darauf er der Käyser /Heydnischen Gebrauch nach / sich in den Tempel Apollinis machet / die gehörige Danck-Opffer den Göttern zu bringen. Aber Eustachius als ein Christ /wolte nicht mit in die abgöttische Kirche / das verdroß den Käyser sehr / ließ ihn nach verrichtetem Gottesdienst zu sich fordern / hielt es ihm verweißlich für. Aber Eustachius steckte nichts unter den Stuhl /und sagte frey heraus: Ich falle meinem[856] HErrn JEsu zu Fuß / und dem dancke ich vor die ertheilete Siege. Einen andern kenne ich nicht / einen andern will ich auch nicht ehren. Darauf hat er ihn mit Weib und Kindern gefangen genommen / anfangs den Löwen vorgeworffen; Wie die sie aber nicht beschädigten / in einen Feuerofen geschmissen / da sie GOtt mitten im Brand gedancket und freudig gestorben seyn. Es hat sich doch GOtt endlich seines glaubigen Häufleins erbarmet / und gute Leute erwecket / die es mit ihrer Vorsprach beym Käyser so weit gebracht / daß die ungestümme Verfolgungs-Wellen sich ein wenig wieder geleget haben. Er ist letztlich mit der Wassersucht befallen / und wie er sehr grosse Schmertzen litte /und nicht sterben konte / ob er gleich ihm offt den Tod vergeblich wünschete / hat er sein Schwerdt gefordert / sich selbst zu erstechen / aber es wolte ihm niemand das Schwerdt geben. Er bothe einem Barbaren Geld / er solte ihn erstossen / aber derselbige weigerte sich auch dessen / und flohe davon. Endlich hat er ihm selbst mit Hunger das Leben abgeschnitten. Sein Symbolum ist gewesen; Non mihi, sed populo prosim.


Die Heydnischen Käyser übertreffen viel Christliche Potentaten an Freundlichkeit und Frömmigkeit. Christen können mit gutem Gewissen Kriege führen. Die Warheit muß man frey heraus bekennen: GOtt hilfft wunderlich aus der Noth.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 855-857.
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