93. Von unterschiedlichen künstlichen Thieren.

[866] Man hat viel Exempel der unvernünfftigen Thiere /welche in allerhand Künsten / auch Sprechen[866] geübt und angewiesen seyn / derer will ich etliche gedencken. Pierius zeuget / daß ein Affe gewesen / der im Beet und das Schach-Spiel hat spielen können. Nierenbergius hat mit vielen Exempeln bewähret / daß es Elstern / Raben / Papagey und andere Vögel gegeben / die gleich den Menschen verständlich haben reden können. Wie denn zu Rom ein solcher Papagey soll gewesen seyn / der die drey Haupt-Artickel des Glaubens fertig habe hersagen können / welches manchem Christen fehlen solte. Ælianus setzet / daß er mit seinen Augen gesehen einen Elephanten / der mit seinem Rüssel hat Buchstaben auf eine Tafel schreiben können. Plinius der gedencket es auch / als eine Warheit /daß ein Elephant gewesen / der Griechische Buchstaben schreiben können. Der fürtreffliche Held und Bezwinger der Teutschen / Germanicus, hat auf eine Zeit dem Käyser Tiberio ein Spiel angerichtet / darein seyn 12. Elephanten auf den Schauplatz geführet / mit sonderlichem Habit und Kleidungen angethan. Dieselbigen leiteten sich erst auf Befehl ihres Führers und Lehrmeisters jeder auf seinen besondern Platz / sie tantzten / streueten Blumen aus / setzten sich zu Tische / assen und truncken / und verrichteten dergleichen viele Dinge / daß jederman sich darüber verwundern muste.


Die Ubung und Gewonheit ist die andere Natur. Viele Menschen seyn unverständiger als das unvernünfftige Vieh.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 866-867.
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