43. Stieff-Mütter Haß gegen die Kinder.

[931] Arsione / des Königs Pergami ander Weib / hat ihren Stieffsohn aus Haß und Neid durch Gifft umbracht /welcher seinem Vatter Lysimacho in vielen Kriegen treulich geholffen hat. Olympias / des grossen Alexandri Mutter / hat ihren Stieffsohn Arisaum mit Zauberey seiner Sinne beraubet / auf daß er zur Regierung untüchtig / und ihr Sohn Alexander möchte dazu kommen. Hippodamea / des Pelopis Weib / hat angereitzet ihre Söhne / daß sie Chrysippum ihren Stieffsohn umbrächten / denn der Vatter Pelops war ihm gewogen. Des Königs Athamantis Weib war ihren Stieffkindern von Hertzen feind / und bracht zuwege /daß die Stieffsöhne solten getödtet und geopffert werden / der Vatter aber verschafft heimlich / daß sie fliehen solten / da ersoff die Tochter im Meer / der Sohn aber kam gen Colches. Diese listige böse That strafft GOtt also / daß der König unsinnig würde / und da Iro sein Weib mit ihren zween Söhnen zu dem König in den Saal kam / nimmt er das kleine Kind Learchum ihr von dem Arm / und schlägts wider die Mauer / die Mutter fleucht mit dem andern Sohn Mebcerte, und steigt auf einen hohen Felß / und stürtzt sich hinab ins Meer. Martina, des Käysers Heraclii ander Weib / hat ihren Stieffsohn / Käyser Constantinum, im 1. Jahr seines Regiments mit Gifft getödtet / derhalben hat sie ein ehrbar Rath zu Constantinopel / mit ihren Sohne Heracleone, des Reichs vertrieben / ihr die Zunge[931] und dem Sohne die Nase abgeschnitten. Faustar des Käysers Constantini Gemahl / hat ihren Stieff-Sohn Crispinum / einen männlichen Helden / bey dem Vater verunglimpfft / als hätte er sie nothzüchtigen wollen / darum ihn der Käyser enthaupten ließ. Als aber hernah die Wahrheit am Tag kommen / hat der Käyser sein Gemahl ersticken lassen / oder wie andere schreiben / in einem siedenden Wasser im Bade ertödtet.


Der Teuffel stellet Eltern und Kindern sehr nach / und treibet sie an zu erschrecklichen Sünden. Doch beschützet GOTT die Frommen / durch seine H. Engel / die Bösen aber straffet er so wol Eltern als Kinder.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 931-932.
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