5. Schlechte Kleidung hoher Potentaten.

[883] Suetonius schreibet / daß der Käyser Augustus gemeiniglich schlecht gekleidet gegangen / und nur einen Rock angehabt / den ihm irgend sein Gemahl /Schwester oder Tochter gewebet hatten / wie dann zur selben Zeit auch die stattlichsten Weiber damit umgangen. Der Käyser Vespasianus ist wie der schlechtesten Kriegesleute einer gekleidet gewesen. Zwischen dem Käyser Tacito und einer Privat-Person war / (was die Kleidung belanget) kein Unterscheid. Welches man auch vom Käyser Severo sagen kan. Vom Käyser Aureliano schreibet man / daß er keine Seiden gebraucht habe / und auch nicht wollen gestatten / daß sein Gemahl oder seine eintzige Tochter / Gold oder Seiden an ihren Kleidern brauchten. Der König Alphonsus von Arragonien hat zu sagen pflegen / daß es den Fürsten besser anstehe / ihre Unterthanen mit guten Sitten und mit der Gottesfurcht / als mit köstlichsten Kleidungen zu übertreffen / malo moribus & autoritate meos excelsiore, quàm diademate & purpura. Wenn einer wissen will / wie sich der mächtige Konig Ludovicus der XI. Kleidung so schlecht gehalten / so lese er den Cominæum und P. Æmilium, so wird er befinden / daß manche schlechter Bürger heutiges Tages viel stattlicher gehe. Man saget / daß auch Käyser Carl der V. gar schlechte Kleider gebrauchet /und nichts überflüßiges darauf gehabt habe.


Kleider zieren den Fürsten / aber mehr die Demuth. Nicht GOtt / daß man heute zu Tage solchen löblichen Exempeln verfolgete / so bedürffte man keiner Kleider-Ordnung.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 883-884.
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