4. Der Heyden Frömmigkeit.

[883] Ob gleich die Heyden den wahren GOtt nicht recht erkennet / so haben sie doch nichts wichtiges angefangen / ehe sie zuvor ihre Götter ersucht / Supplicationes, Vota und Sacrificia gehalten. Also hat Scipio, da er mit seinen Kriegs-Leuten in Africam ziehen wollen / durch gemein Gebet die Götter demüthiglich ersucht und angeschrien / sie wollen verschaffen / daß die Reise zu glückseligen Ausgang gereichen möchte / als Livius schreibet lib. 10. 2. Belli Punici. Item / als der Feind Hannibal für Rom rücken / und dasselbige verstören wolte / und derwegen grosse Noth vorhanden war / da sind von allen Ständen die Götter ersucht /und um Beystand angeruffen worden / als Livius schreibet lib. 6. ejusdem belli. Auch haben sie nicht allein ihre Götter in der Zeit der Anfechtung ersuchet /sondern auch / wenn Glück und Heil ihnen wiederfahren / da haben sie ihre Götter in gemeiner öffentlicher Ehrerbietung und Dancksagung in Freuden gelobet und gepreiset. Also haben die Römischen Herren im Africanischen Kriege / nach erlangetem Siege alle Tempel aufthun lassen / und gebothen / daß alles Volck die Götter in Frölichkeit loben und dancken soll.


Die Heyden haben in vielen Stücken die Christen übertroffen. Darum werden sie diejenigen beschämen am Jüngsten Tage / welche nicht alles mit GOTT angefangen / und alles ihm gedancket haben.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 883.
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