59. Ungleiche Natur [949] Menæ und Gnepachti, beyder Könige in Egypten.

Es schreibt Diod. Sicul. l. 1. cap. 45. daß nach Horo, welchen die Egypter für den letzten GOtt gehalten haben / welcher bey ihnen regieret / der erste König in Egypten gewesen sey Menas, welcher dem Volck die Weise des Gottesdiensts gezeiget /[949] auch gelehret hat /die Tische und Bette herrlich zuzurichten / und ein Meister gewesen ist alles Prachts und aller Wollüste. Es hat aber lange Zeit nach diesem ein König regieret / Nahmens Gnepachtus: welcher als er ein Herr in Arabiam führte / wegen der Beschwerlichkeit und Wüstigkeit der Oerter / Noth und Mangel an Proviant litte / und derwegen bey etlichen schlechten Bauren /zu welchen er ungefehr war kommen / mit sehr geringer Speise einen Tag lang vorlieb nehmen muste. Als ihm nun solche Speise / weil er Hunger hatte / über alle massen wol schmeckte / hat er die Unmäßigkeit verdammt / und demjenigen Könige übel geflucht /welche die prächtige und üppige Mahlzeiten am ersten eingeführet hatte. Und ist ihm diese Veränderung der Speise und des Trancks / wie auch des Bettes so sehr zu Hertzen gangen / daß er die Verfluchung mit güldenen Buchstaben im Tempel Jovis zu Thebæ hat anschreiben lassen / welches dann sonderlich eine Ursache gewesen ist / daß der Ruhm des Menæ bey den Nachkömmlingen verloschen ist.


O das Fürsten und Herren diesen Königlichen Exempel nachfolgeten! so würden viel Laster aus ihren Höfen vertrieben werden.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 949-950.
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