60. Geburt und Auferziehung [950] Sesostris.

Sesostris ist gewesen ein König in Egypten / welchen etliche halten für den Sisak, welcher die Schätze des Tempels zu Jerusalem hinweg geführet hat / 1. Reg. 14. andere aber für den Vexorem, von welchem in der 45. Historie gesagt ist. Diodorus sagt / daß er alle seine Vorfahren mit seinen Thaten übertroffen habe. An demselben Tage / da er ist gebohren worden / hat[950] sein Vatter alle Knäblein im gantzen Reiche / welche eben an demselben Tage gebohren waren / versammlen / und auf gleiche Weise auferziehen lassen / damit sie nachmals des Sesostris getreue Gesellen würden. Diesen verschaffte er alle Dinge überflüßig und übte sie mit stetiger Arbeit / dergestalt / daß keiner essen durffte / biß er 180. Stadia gelauffen hatte: Auf diese Weise wurden geschickte und tapffere Männer aus ihnen. Vors erste aber ward Sesostris von seinem Vatter samt diesen seinen Gesellen mit einem Heer in Arabiam geschickt / allwo er sich mit Jagen geübet /den Mangel des Wassers und Speise männlich überwunden / und die gantze Landschafft der Barbaren bezwungen hat. Nach diesem hat er ein groß Theil Lybiæ noch gar jung unter das Reich gebracht. Als nun der Vatter starb / folgte er ihm nach / und / aus Zuversicht der vorigen Thaten behertzt gemacht /nahm er sich für / der gantzen Ertzboden sich zu unterwerffen: Welches / wie etliche meynen / ihm seine Tochter Athyrte, welche sehr klug und des Weissagens erfahren war / gerathen / und ihn darzu angereitzet hat.


Sich mit treuen Gesellen zu versehen / ist weißlich gethan / denn ein aufrechter Freund und Gehülff ist Goldes werth.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 950-951.
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