61. Von [951] Trebeta, welcher die Stadt Trier erbauet hat.

Trebeta ist gewesen ein Sohn Nini, aus desselben erster Haußfrauen: Denselben hat seine Stieff-Mutter Semiramis nach des Vatters Tode aus seinem vätterlichen Reiche vertrieben / und melden die Historien /daß er endlich nach vielem Umschweiffen an den Rhein / und durch denselben an die Mosel kommen[951] sey / bey derselben auch einen lustigen Wald gefunden / und demnach an dem Orte eine Stadt zu bauen angefangen habe / welche er nach seinem Nahmen Treberim oder Treverim genennet. Wie dann Münsterus im 2. Buch seiner Welt-Beschreibung meldet /daß die Trierer vorgeben / solches sey im Jahr 1200. in einem alten Steine eingegraben gefunden worden /dessen Schrifft und Verse auch daselbst von ihme angezogen worden. Er thut hinzu / daß solche Erbauung zu Abrahams Zeiten / und also fast 2000. Jahr vor des HErrn Christi Geburt geschehen sey / darzu er anziehet Æneam Sylvium, welcher nach andern Historicis schreibt / daß diese Stadt 300. Jahr älter sey als Rom. Und wiewol Münsterus fürgiebt / es sey zu Trier noch heutiges Tages ein Pallast oder Gebäu vorhanden von wunderlicher Arbeit / welches aus gebackenen Ziegelsteinen / wie vor Zeiten die Babylonische Mauer / zu gerichtet / und so fest sey / daß es auf keinerley Weise könne zerbrochen werden; so ist doch Aventinus einer andern Meynung / und hält diesen Trebetam nicht für einen Babylonier / sondern für einen Sohn Manni, des zweyten Königs der Teutschen / und Enckel Thuisconis, welcher der erste in Teutschland regieret hat. Berosus im 5. Buch schreibet / daß Trebeta im 6. Jahr regieret: Semiramis bey den Sarmatern am Rhein geherrschet habe. Woraus dann zugleich erscheinet /daß die Teutschen ein sehr altes Volck sind.


Kinder kommen selten unbetrogen von ihren Stieff-Müttern.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 951-952.
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