66. Listiger Strassen-Räuber [956] Cacus wird vom Hercule erschlagen.

Cacus ist gewesen ein grausamer Strassenräuber und Mörder in Italia, den etliche auch für einen boßhafftigen Knecht des Italiänischen Königs Evandri halten /und ihme deshalben drey Köpffe andichten / wie auch daß er ein Sohn Vulcani gewesen sey / und Feuer aus seinem Munde gespeyet habe / weil er die Aecker und Meyerhöfe weit und breit in Brand steckte. [956] Virgilius nennet ihn einen halben Menschen / und meldet neben dem Ovidio, daß er die Menschen geraubet / und ihre Köpffe an die Thür seiner Hölen angehefftet habe. Er pflegte am Armentinischen Berge die Ochsen und das andere Vieh zu rauben / und hinterrücks bey den Schwäntzen in seine Höhle zu ziehen / damit wegen der umgekehrten Fußstapffen der Diebstahl verborgen bliebe. Als nun Hercules auch ungefehr mit seinen aus Hispania gebrachten Ochsen an denselben Ort kam / hat ihm dieser Cacus (den Diodorus Lacinium nennet) derselben etliche auf gleiche Weise heimlich entwendet. Und wiewol Hercules die Ochsen hefftig suchte / auch zu des Caci Höle kam / so ist er doch durch die umgekehrte Fußstapffen betrogen worden /und hätte den Diebstahl nicht erfahren / wann nicht einer unter den gestohlenen Ochsen in des Caci Höle ungefehr gebrüllet / und also seinen Räuber verrathen hätte. Worauf Hercules so bald in die Höle gelaufen /den Cacum erwürget / und also seine Ochsen wieder bekommen hat.


Niemand hat sich auf seine Listigkeit zu verlassen / er kan bald unversehens verrathen werden.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 956-957.
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