67. Wunderlicher Sieg der Scythen gegen ihre Knechte.

[957] Es schreibt Justinus l. 2. von den Scythen / daß sie bey ihrer dritten Asiatischen Expedition, nachdem sie acht Jahr lang von Hause gewesen waren / mit einem knechtischen Krieg zu Hause empfangen seyn. Sintemal ihre Weiber / die des langen Verzugs der Männer überdrüßig waren / nicht meyneten / daß sie noch mit Kriegen zu thun hätten / sondern gedachten /[957] sie wären erschlagen / und verheyratheten sich mit denen zur Verwahrung des Viehes hinterlassenen Knechten /welche die mit Sieg wiederkommende Herren / als Fremdlinge / gewaffnet von den Gräntzen abhielten. Als sie nun mancherley Sieg erhalten / wurden die Scyther ermahnet / die Art des Fechtens zu ändern /und zu bedencken / daß nicht mit Feinden sondern mit Knechten zu kämpffen sey / welche nicht durch Recht der Waffen / sondern der Herrschafft müsten überwunden werden / derwegen solten sie Schläge und keine Waffen zur Schlacht bringen / und an statt des Eisens / Ruthen / Peitschen und dergleichen Werckzeuge der knechtlichen Furcht zu bereiten. Diesen Rath billichten sie alle / und versahen sich / wie geboten war. Wie sie nun zum Feinde kamen / gaben sie ihnen unversehens Schläge / und erschreckten sie der gestalt / daß / welche sie mit dem Schwerdt nicht konten überwinden / durch Furcht und Schläge überwältiget wurden / und nicht wie überwundene Feinde / sondern als flüchtige Knechte die Flucht nahmen. Welche haben können gefangen werden / die sind mit Creutzen gestrafft worden. Die Weiber aber / welche sich übel bewust waren / haben theils mit dem Schwerdt /theils mit den Stricken ihr Leben geendiget.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 957-958.
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