78. Kampff [968] Melanthi und Xanthii.

Melanthus ist gewesen ein Bruder Codri, des letzten Atheniensischen Königes. Zu seiner Zeit hatten die Athenienser einen Krieg mit den Bœotiern über den Gräntzen. Xanthius, der Bœotier König / forderte zum Streit heraus den damahligen König zu Athen Thymetum, derselbe aber als ein furchtsamer Haase schlug den Streit ab. Da erbot sich Melanthus, von Geburt ein Messenier / zum Streit an / und ward[968] an Thymeti statt zum Könige gemacht. Als nun der Kampff angieng / und Melanthus den Xanthium mit öffentlicher Macht nicht konte überwältigen / gebrauchte er sich einer List / stellete sich / als wann er hinter Xanthio einen mit einem schwartzen Ziegen-Fell angethan stehen sehe / rieff derhalben überlaut: Xanthius thue unrecht / daß er mit einem Gehülffen zum Kampff käme. Als sich derselbe nun umsahe /ward er mit Geschwindigkeit vom Melantho erschlagen. Aus dieser Ursach hat Melanthus das Fest Apaturiam angestellet / welches drey Tage lang währete /und dem Dionysio Melanaigidi, daß ist / des schwartzen Ziegen-Felles einen Tempel gebauet / wie Suidas erzehlet.


Wer zu leicht glaubt / wird leicht betrogen / dann das Spiel heist siehe zu.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 968-969.
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