25. [544] Hulderici Tyranney und Tod.

Weil in der vorigen Historia des Hulderici gedacht /als wollen wir von demselben auch etwas erzehlen. Nachdem / wie gesagt / in seinem Land Africa / auf Anhalten und Fürbitt Käysers Zenonis sowol den Catholischen als Arrianern das freye Exercitium der Religion zugelassen ward / geschah es / daß von den Rechtgläubigen zu Carthago zum Bischoff erwehlet ward Eugenius, welcher die Kirchen / so bey 24. Jahr lang verschlossen waren / wieder eröffnen ließ / dahero sich viel von den Arrianern zum Catholischen Glauben bekehrten. Diß verdroß die Arrianische Bischöffe hefftig / reitzeten derowegen Huldericum an /daß er die Rechtgläubige verfolgete: Welcher dann auch aufs grausamste gegen sie wütete / Hencker bey die Thüren der Kirchen stellete / die Wenden davon abzutreiben / ja alle seine Hofdiener und Soldaten / so der Cathol. Religion zugethan waren / in die 40000. Mann / theils ins Elend verjagte / theils erwürgete. Vielen ließ er die Zungen und Augen ausreissen /Nasen / Ohren und Füsse abschneiden / und sie auf andere schreckliche Weise martern. Der Käyser Zeno schickte abermals seine Gesandten dahin / und bat für die Rechtgläubigen; Darauf ward zu Carthago ein Gespräch angestellet / zwischen den Catholischen und Arrianern / welchen jene von diesen mit unmäßigen Geschrey seyn übertäubet worden / darum daß sie das Wort ὁμοωσιος das ist / gleiches oder einerley Wesens nach den[544] Buchstaben in der Schrifft nicht konten zeigen: Wurden also verdammet / und ließ Huldericus nicht allein nicht ab die Catholische zu verfolgen / sondern gieng auch hernach viel strenger mit ihnen um / übergab ihre Kirchen und Güter den Arrianern /ließ unzehlich viele martern / und vielen die Zungen gantz ausreissen / deren doch etliche nichts desto weniger die grosse Geheimnisse GOttes haben aussprechen und preisen können. Auf diese Verfolgung ist so bald ein grosser Hunger und Pestilentz / wie auch eine greulich anzusehende Finsterniß an der Sonnen gefolget. Wie nun dieser Tyrann eine Zeitlang also gewütet hatte / hat er endlich seinen gebührlichen Lohn bekommen / und ist lebendig von den Würmern verzehret worden.


Die Kirche der Rechtgläubigen ist denen Verfolgungen jederzeit unterworffen gewesen / da hingegen die Ketzer nur durch ihre Tyranney ihre Secte zu erweitern sich befliessen. Und sagt Hyeronymus recht: Nunquam spiritualis persequitur carnalem; Daher dann erscheinet / wie wenig Catholisches Geblüts diejenige haben / welche heutiges Tages an der Christen Blut nicht satt genug werden können.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 544-545.
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