24. Vom Käyser [542] Zenone.

Zeno. welcher im Jahr Christi 474. zum Käyser in Orient erwehlet worden / hat die gantze Zeit seiner Regierung wenig Glück gehabt / dann wie er den Wollüsten gar zu viel anhieng / und sich um Vermehrung des Reichs nichts bekümmerte / da haben die Saracenen seine Länder häuffig angefallen / und dieselbe gantz ausgeplündert und verstört. Hernach / wie er von Basilio. einm seiner Bluts-Verwandten aus der Stadt Constantinopel vertrieben / und des Reichs beraubt ward / hat er sich mit seinem Gemahl in Isaurien begeben / daselbst eine Zeitlang unbekanter Weise (dann ihm Basilius nach dem Leben stund) aufgehalten / und sich von den Kräutern und Wurtzeln des Feldes gar elendiglich ernehrt. Nicht lang darnach entstund eine Feuersbrunst zu Constantinopel / dadurch das köstlichste Theil der Stadt / sammt der fürtrefflichen Bibliothec, darinnen des Homeri Schrifften / geschrieben[542] auf einer Drachenhaut 120. Fuß lang /gefunden worden / verbrant und eingeäschert worden. Durch diesen so grossen Schaden seynd etliche auf den Käyser Basilium ergrimmet und bewogen worden / daß sie den Zenonem wieder zurück geruffen haben. Also hat sich dieser so bald in Isauria gerüst / in Willens die Stadt Constantinopel / als seinen alten Käyserlichen Sitz wieder einzunehmen / wie es dann auch geschehen / dann als Basilius seinen Krieges-Obersten mit einem ziemlichen Heer dem Zenoni entgegen schickte / hat sich derselbe (so bald sie einander ansichtig worden) mit dem gantzen Heer dem Zenoni ergeben. Basilius als er diß gehöret / hat er seine Flucht in die Kirch genommen / woselbst er auch ergriffen /und dem Zenoni überantwortet ist / welcher ihn mit Weib und Kindern in Cappadociam geschickt und befohlen hat / daß man ihnen weder mit Kleidern /noch mit Speisen beyspringen solte. Wordurch geschehen / daß sie allesammt in kurtzer Zeit Hungers gestorben sind. Zeno, nachdem er also wieder zu seinem Reich kommen / hat er alles wiederum in Ordnung gesetzet / auch unter andern von dem Könige Hulderico in Africa erhalten / daß sowohl die Rechtgläubige / als Arrianer ihre Religion frey und ungehindert möchten üben / und nachdem er noch eine Zeitlang regieret hatte / ist er gestorben. Etliche melden / daß sein Gemahl ihn / als er sich einsmals so voll gesoffen / daß er gantz ohne Sinne und Empfindligkeit / und einen Toden nicht ungleich gewesen / begraben / und einen grossen Stein aufs Grab habe legen lassen. Und als Zeno den Rausch ausgeschlaffen / habe er jämmerlich geschrien / weil ihm aber niemand helffen mögen / habe er im Grabe Hungers sterben müssen.


[543] Wollüste und Trunckenheit bringet manchen um Leib und Leben. Untreu bleibet selten ungestrafft. Auf ein böses Leben folget gemeiniglich kein guter Tod: Non potest bene mori, qui male vixit.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 542-544.
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