Am Grabe Höltys

[88] Hölty! dein Freund, der Frühling, ist gekommen!

Klagend irrt er im Haine, dich zu finden;

Doch umsonst! sein klagender Ruf verhallt in

Einsamen Schatten!


Nimmer entgegen tönen ihm die Lieder

Deiner zärtlichen schönen Seele, nimmer

Freust des ersten Veilchens du dich, des ersten

Taubengegirres!


Ach, an den Hügel sinkt er deines Grabes

Und umarmet ihn sehnsuchtsvoll: »Mein Sänger

Tot!« So klagt sein flüsternder Hauch dahin durch

Säuselnde Blumen.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 88-89.
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