Die Sennin

[265] Schöne Sennin, noch einmal

Singe deinen Ruf ins Tal,

Daß die frohe Felsensprache

Deinem hellen Ruf erwache.


Horch, o Mädchen, wie dein Sang

In die Brust den Bergen drang,

Wie dein Wort die Felsenseelen

Freudig fort und fort erzählen!


Aber einst, wie alles flieht,

Scheidest du mit deinem Lied,

Wenn dich Liebe fortbewogen

Oder dich der Tod entzogen.


Und verlassen werden stehn,

Traurig stumm herübersehn

Dort die grauen Felsenzinnen

Und auf deine Lieder sinnen.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 265-266.
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