Vierte Szene

[68] GUSTCHEN liegend, an einem Teich mit Gesträuch umgeben. Soll ich denn hier sterben? – Mein Vater! Mein Vater! gib mir die Schuld nicht, daß du nicht Nachricht[68] von mir bekömmst. Ich hab meine letzten Kräfte angewandt – sie sind erschöpft – Sein Bild, o sein Bild steht mir immer vor den Augen! Er ist tot, ja tot – und für Gram um mich – Sein Geist ist mir diese Nacht erschienen, mir Nachricht davon zu geben – mich zur Rechenschaft dafür zu fodern – Ich komme, ja ich komme.


Rafft sich auf und wirft sich in Teich.

Major von weitem. Geheimer Rat und Graf Wermuth folgen ihm.


MAJOR. Hei! hoh! da ging's in Teich – Ein Weibsbild war's, und wenn gleich nicht meine Tochter, doch auch ein unglücklich Weibsbild – Nach, Berg! Das ist der Weg zu Gustchen oder zur Hölle!


Springt ihr nach.


GEHEIMER RAT kommt. Gott im Himmel! Was sollen wir anfangen?

GRAF WERMUTH. Ich kann nicht schwimmen.

GEHEIMER RAT. Auf die andere Seite! – Mich deucht, er haschte das Mädchen ... Dort – dort hinten im Gebüsch. – Sehen Sie nicht? Nun treibt er den Teich mit ihr hinunter – Nach!


Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Werke und Schriften. Band 2, Stuttgart 1965–1966, S. 68-69.
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