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[160] Boris Timofejitsch aß an diesem Abend einen Brei mit Pilzen und fühlte gleich darauf ein Brennen im Schlunde; es zwickte ihn im Magen, er bekam Erbrechen und starb gegen Morgen auf die gleiche Weise, wie die Ratten in seinem Speicher. Für die Ratten aber pflegte Katerina Lwowna mit eigenen Händen eine Speise mit einem gefährlichen weißen Pulver, das sie in Verwahrung hatte, anzurichten.

Katerina Lwowna ließ ihren Ssergej sofort aus der gemauerten Kammer heraus und legte ihn, ganz ohne Scheu vor den Leuten, auf das Bett ihres Mannes, damit er sich nach den Schlägen des Schwiegervaters erhole; dem Schwiegervater Boris Timofejitsch gab sie aber ein christliches Begräbnis. Seltsamerweise machte sich niemand über den Tod des Alten irgendwelche Gedanken. Boris Timofejitsch war eben gestorben, wie viele nach dem Genuß von Pilzen starben. Man beerdigte ihn in aller Eile, ohne selbst die Rückkehr des Sohnes abzuwarten, denn die Tage waren heiß; der nach Sinowij Borissowitsch geschickte Bote hatte ihn auf der Mühle nicht angetroffen. Sinowij Borissowitsch hatte gerade die[160] Gelegenheit, einen Wald, der hundert Werst weiter lag, billig zu kaufen; er war hingefahren, um sich den Wald anzusehen, und hatte niemandem angesagt, wo dieser Wald liege.

Nachdem Katerina Lwowna dieses erledigt hatte, geriet sie ganz außer Rand und Band. Sie war ja auch sonst keine schüchterne Frau; jetzt konnte man aber unmöglich erraten, was sie noch alles vorhatte. Sie geht stolz einher, kommandiert das ganze Haus und läßt Ssergej nicht von ihrer Seite. Das kam dem Hausgesinde anfangs etwas merkwürdig vor, Katerina Lwowna verstand aber, die Leute so reich zu beschenken, daß ihnen das Staunen verging. Sie sagten sich nur: Die Frau hat wohl mit dem Ssergej angebandelt. Das ist ihre Sache, und nur sie allein wird sich dafür zu verantworten haben.

Ssergej genas indessen von seinen Wunden, ging wieder aufrecht einher, tänzelte stolz wie ein Falke um Katerina Lwowna, und die beiden hatten wieder das allerschönste Leben. Die Zeit rollte aber nicht nur für sie beide dahin: der beleidigte Gatte Sinowij Borissowitsch eilte nach langer Abwesenheit nach Hause.

Quelle:
Ljesskow, Nikolai: Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten. München 1921, S. 160-161.
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