Fünf und zwanzigster Brief

[335] An den Herrn Fa**


Ei, mein Herr! wie kommen Sie darzu, mir einen solchen Strafbrief zu schreiben, und mir so bittre Wahrheiten zu sagen? Es ist wahr, daß ich eine allgemeine Kritik des Jöcherschen Gelehrten Lexikons unter Händen habe; es ist wahr, daß schon wirklich einige Bogen davon gedruckt sind. Allein was für Grund haben Sie, an meiner Bescheidenheit zu zweifeln? Was für Grund haben Sie, mich mit einem Dunkel oder Hauber zu vermengen? Wann ich Ihnen nun sagte, daß der Herr D. Jöcher selbst, in Ansehung des Vortrags, mit mir zufrieden ist, und daß er die falschen Nachrichten, die man auch ihm davon hat hinterbringen wollen, nichts weniger als gegründet befunden hat? Wann ich Ihnen nun sagte, daß ich durchaus nicht Willens sei, nach dem Exempel genannter Herren, einen Zusammenschreiber ohne Prüfung abzugeben? Wann ich nun hinzufügte, daß ich nichts weniger als jenes große Werk zu vermehren suche, sondern bloß nach meinen Kräften die unzähligen Fehler darinne vermindern wolle? Was würden Sie alsdenn sagen? Nicht wahr, wenn ich Ihnen alles dieses beweise, so werden Sie sich schämen, einen so übeln Begriff von mir gehabt zu haben? Und wie soll ich es Ihnen besser beweisen als daß ich eine kleine Lage beilege, und Sie mit eignen Augen sehen lasse? Wenn Sie alsdann anfangen werden, von mir besser zu urteilen, so will ich noch dieses hinzusetzen, daß vor der Hand meine Arbeit liegen bleibt, und daß ich das Verlangen des Herrn D. Jöchers billig[335] gefunden habe, ihm meine Anmerkungen zu den Supplementbänden zu überlassen. Leben Sie wohl. Ich bin etc. W** 1752.


Abaris

Der Ausspruch des Apollo wird ganz verfälscht angeführt.* Ist es Plutarch der das Wunderbare, welches man von diesem skythischen Weisen erzählt, für Fabeln gehalten?†


* »Abaris, erzählt der Herr D. J., wurde von seinen Landsleuten, welche die Pest hart beschwerte, nach Athen abgeschickt, weil Apollo den Ausspruch getan, daß sie nicht eher aufhören würde, bis die Athenienser ihm deswegen für die Hyperboreer ein Gelübde getan hätten.« Ich weiß nicht, wem der Herr Doctor hier nachgegangen ist; das weiß ich, daß er dem Harpokration hätte nachgehen sollen, welcher von den Alten der einzige ist, der diesen Umstand erzählt. Λοινου δε φασι, heißt es gleich im Anfange seines Wörterbuchs, κατα πασαν την οικουμενην γεγονοτος, ανειλεν ό Αππολων μανϑευομενος Ελλησι και Βαρβαροις, τον των Αϑηναιων δημον ύπερ παντων ευχας ποιησασϑαι. Πρεσβευομενων δε πολλων εϑνων προς αυτους, και Αβαριν εξ Ύπερβορεων πρεσβευτην αφικεσϑαι λεγουσιν. Die Pest also, welche über die ganze bewohnte Welt soll gegangen sein, schränkt der Herr Doctor auf die einzige Hyperboreische Gegend ein; und das Gelübde, welches Apollo von den Atheniensern für alle Völker, sowohl Griechen als Barbaren, gefordert, läßt er allein auf die Landsleute des Abaris gehen. Ich für mein Teil würde diese Stelle auch nur denen zu gefallen recht treulich übersetzt haben, welche gerne so viel glauben als nur immer möglich sein will. Eine allgemeine Pest würde für sie eine Kleinigkeit gewesen sein.


† Ich frage; und ich werde allezeit nur fragen, so oft ich noch eine Möglichkeit sehe, daß der Herr Doctor Recht haben könnte. Ich habe die Stelle, wo Plutarch das, was von dem Pfeile des Abaris und von seinen Orakeln erzählt wird, für ein Gedichte halten soll, vergebens gesucht. So lange also, bis man mir sie zeigen wird, werde ich glauben,[336] daß der Herr D. anstatt Plutarch, Herodot habe schreiben wollen, weil er ohne Zweifel bei dem Bayle gelesen: On en debitoit tant de choses fabuleuses, qu'il semble qu'Herodote même se fit un scrupule de les raporter – – – Il se contenta de dire, qu'on disoit que ce barbare etc. Doch auch alsdann würde er zu tadeln sein, weil er die Behutsamkeit und das Stillschweigen des Herodot für eine ausdrückliche Leugnung ausgegeben hätte.


Abaucas

Eigentlich gehört dieser Mann gar nicht in ein Gelehrtenlexikon.* Doch gesetzt: so muß er Abauchas und nicht Abaucas geschrieben werden.** Er ist kein arabischer Philosoph.† Den Lucian hat man schlecht angeführt, und noch schlechter verstanden.††


* Denn was für Recht hat er auf eine Stelle darinne? Ist es genug, eine tugendhafte Tat zu begehen, einen artigen Ausspruch zu tun, um in die Rolle der Gelehrten zu kommen? Aber er ist ein arabischer Philosoph. Das ist eben ein ganz besondrer Fehler: man sehe die Note†. Wenigstens ist seine Handlung eines Gelehrten sehr würdig. Vollkommen; ob sich gleich keiner die Mühe jemals nehmen wird, ihm gleich zu kommen. Wann aber das Gelehrtenlexikon zugleich ein Exempelschatz sein soll, warum findet man nicht eben sowohl einen Sisinnes, einen Belitta, eine Dandamis, einen Demetrius, einen Zenothemis darinne? Was hat Abauchas für ein Vorrecht? Doch, mit einem Worte, Abauchas so gut wie die übrigen, die ich genannt habe, und noch mehrere, sind Namen, und keiner von ihnen, wahrscheinlicher Weise, hat jemals existiert. Wie viel Millionen Menschen würden in der Welt mehr gewesen sein, wenn man die Namen der Moralisten realisieren wollte?


** Die Ursache sieht ein jeder ein, wenn ich ihm sage, daß ihn Lucian Αβαυχας und nicht Αβαυκας nennt.


† Je mehr ich herumsinne, je weniger begreife ich es, wie man den Abauchas zu einem arabischen Philosophen hat machen können. Lucian ist der einzige, welcher seiner gedenkt,[337] oder vielmehr Lucian ist sein Schöpfer, und machte aus ihm nichts als einen Skythen. Die Gelegenheit ist diese. Er führt einen Griechen mit Namen Mnesippus und einen Skythen mit Namen Toraris auf, welche er von dem Vorzuge ihrer Nationen, in Beobachtung der Pflichten der Freundschaft, streiten läßt. Er läßt sie eins werden, daß jeder fünf Beispiele aus sei nem Volk erzählen will, deren Vorzüglichkeit ihren Streit entscheiden soll. Der Grieche fängt an, fünf Paar Griechischer Freunde aufzuführen; der Skythe folgt, und unter seinen Geschichten ist die Geschichte des Abauchas die letzte. Ist es also möglich, daß Abauchas ein Araber sein kann? Oder ist vielleicht Arabien eine Provinz in Skythien? Auch nicht einmal ein Philosoph ist er; denn wo gibt ihm Lucian diesen Titel? Wollte man ihn aber seiner freundschaftlichen Handlung wegen also nennen, so würde man der Philosophen in Skythien beinahe so viele machen, als Skythen selbst gewesen sind, wenigstens nach dem Zeugnisse des Lucians; wenn anders ein Satyrenschreiber bei historischen Wahrheiten ein Zeuge sein kann. Seine Absicht war weiter keine, als auf eine angenehme Art zu lehren, wie weit die wahre Freundschaft gehen müsse, und was sie für ein weißer Rabe, nach den vollkommnen Begriffen, die man sich davon zu machen habe, sei. Diese konnte er eben so wohl durch erdichtete, als durch wahre Beispiele erreichen. So lange man mir es also nicht durch das Zeugnis eines Geschichtschreibers beweisen kann, daß ein Abauchas wirklich in der Welt gewesen sei, so lange wird man mir es vergönnen, daß ich dem menschlichen Geschlechte diese Zierde abspreche, und glaube, Lucian habe eben das getan, was noch heute die Sittenlehrer tun, wenn sie zeigen wollen, nicht wie die Freunde sind, sondern wie sie sein sollten. Wenigstens hoffe ich nicht, daß mir jemand einwenden werde, Lucian lasse ausdrücklich den Skythen bei Wind und Schwerd schwören, daß er nichts als wahre Fälle erzählen wolle.


†† Man sage mir, kann man nachlässiger zitieren, als: Lucianus dialog? Man erwidre nicht: der Gegenstand selbst zeige es leicht, daß man kein ander Gespräch des[338] Lucians, als sein Gespräch von der Freundschaft, Toxaris, meinen könne. Derjenige, welcher es schon weiß, daß Lucian ein dergleichen Gespräch geschrieben hat, kann die Zitation ganz und gar entbehren. Doch es möchte zitiert sein, wie es wollte, wenn nur der richtige Verstand nichts gelitten hätte. »Er wollte, sagt das Gelehrtenlexikon, lieber seinen Freund aus dem Feuer erretten, als seine Frau und seine zwei Kinder, von denen das eine nur sieben Jahr alt, das andere aber noch ein Säugling war. Das letztere (der Säugling) kam mit seiner Mutter davon; das erste aber mußte in den Flammen sein Leben einbüßen.« Man vergleiche dieses mit den Worten des Lucians: ανεγρομενος ό Αβαυχας, καταλυπων τα παιδια κλαυϑμυριζομενε, και ϑην γυναικα εκκρεμαμενην αποσεισαμενος, και σωζειν αύτην παρακελευσαμενος, απαμενος τον έταιρον, κατηλϑε και εφϑη διεκπεσας, καϑο μηδεπω τελεως απεκεκαυτο ύπο του πυρος. 'Η γυνη δε, φερουσα το βρεφος, έιπετο, ακολουϑειν κελευσασα και την κορην. 'Η δε ήμιφλεκτος, αφεισα το παιδιον εκ της αγκαλης, μολις διεπηδησε την φλογα, και ή παις συν αυτη παρα μικρονελϑουσα κακεινη αποϑανειν. Die Frau, sagt Lucian, sei mit dem Kinde auf dem Arme, dem Manne gefolgt, und habe dem Mägdchen ihr nachzufolgen befohlen. Halb verbrannt habe sie das Kind fallen lassen; und sich kaum aus der Flamme retten können; und auch das Mägdchen habe beinahe das Leben einbüßen müssen. Hier ist das Mägdchen, oder das Kind von 7 Jahren, welches der Herr D. Jöcher verbrennen läßt, glücklich gerettet. Für den Säugling aber ist mir bange, denn der ist der Mutter aus den Armen gefallen. Doch auch dieser scheinet nicht umgekommen zu sein, wann ich anders die folgende Worte des Abauchas recht verstehe: αλλα παιδας μεν, εφη, και αυϑις ποιησασϑαι μοι ηραδιον, και αδηλον ει αγαϑοι εσονται όυτοι. φιλον δε ουκ αν εύροιμι αλλον εν πολλω χρονω τοιουτον, όιος Γυνδανης (so hieß der aus dem Feuer gerettete Freund) εσι, πειραν μοι πολλην της ευνοιας παρεσχημενος. In den Worten αδηλον ει γαϑοι εσονται όυτοι, scheint mir die glückliche Entkommung beider Kinder zu liegen. Man sehe übrigens, wie entkräftet auch diese Stelle in der Übersetzung des GL. klingt: »Ich könnte wohl andere Kinder bekommen, aber[339] einen dergleichen Freund würde ich niemalen wieder gefunden haben.«


George Abbot

»Dieser Abbot, sagt Herr D. Jöcher, verursachte sonderlich durch seine Schärfe gegen die Nonkonformisten, daß sich viele über ihn beschwerten.« Gleich das erstemal, da mir diese Stelle ins Gesicht fiel, schien mir es ein wenig seltsam, daß man einem Erzbischof die Strenge gegen die Feinde seines Ansehens und seiner Kirche habe verdenken können. Nimmermehr aber hätte ich mir das träumen lassen, was ich hernach fand; daß man nämlich die deutlichen Worte des Bayle, worinne dem Abbot gleich das Gegenteil Schuld gegeben wird, so sehr habe verfälschen können. Hier sind sie: La severité qu'il avoit pour les Ministres subalternes et sa connivence sur la propagation des Nonconformistes, etoient deux choses qui faisoient parler contre lui. Was connivence heiße, ist auch Leuten bekannt, welche kein Französisch verstehen. Alles was man zu seiner Entschuldigung vorbringen kann, ist die Nachbarschaft des Worts severité. Aber wer wird mit halben Augen lesen? Ich würde menschlich genug sein und glauben, seine eilende Feder habe für Schärfe, Nachsicht schreiben wollen, wenn er nicht gleich drauf fortführe: »Bei dem König Jacob I. machte er sich verhaßt, weil er die Heirat des Prinzen von Wallis mit der Infantin von Spanien nicht billigen, sondern die Gesetze wider die Nonkonformisten nach der Strenge exerzieren wollte.« Außer der Wiederholung eines Fehlers begeht der Herr Doctor noch einen neuen. In was für einer Verbindung stehen diese Heirat und die Nonkonformisten? Hätte Abbot gegen diese nicht nach der Strenge verfahren können, wenn er in jene gewilliget hätte? Kurz; ich kann hierbei gar nichts denken. In der Note* zwei Kleinigkeiten, die man etwas genauer hätte angeben können.


* Unter seinen Schriften, heißt es, sind die vornehmsten: – – Quaestiones theologicae – – Lieber gar keinen Titel angeführt, als ihn so angeführt, daß man mehr dabei denken[340] kann, als man soll. Weil das Werk selbst rar ist, so will ich ihn ganz hersetzen: Quaestiones sex, 1) de mendacio, 2) de circumcisione et baptismo, 3) de astrologia, 4) de praesentia in cultu idololatrico, 5) de fuga in persecutione, 6) an Deus sit autor peccati: totidem praelectionibus in schola theologica Oxoniensi disputatae anno 1597 in quibus e sacra scriptura et Patribus quid statuendum sit definitur. Per Georg. Abbatum. Oxoniae 1598 in 4. Ferner ein Traktat von der sichtbaren Kirche. Die wahre Aufschrift heißt: von der beständigen Sichtbarkeit der wahren Kirche. Der Herr D. Jöcher ist ein zu großer Theolog, als daß er nicht zugeben sollte, daß dieser Titel etwas ganz anders denken lasse, als der seinige.


Abraham Usque

Der Herr Doctor bekennt es selbst, daß die rabbinischen Artikel sehr schlecht geraten sind; und verspricht in den Supplementen auf die Verbesserung derselben Fleiß zu wenden. Es war also billig, daß ich mir es gleich von Anfange vornahm, dasjenige zu übergehen, was der Herr Verfasser seiner eignen Feile vorzubehalten, für gut befunden hat. Nur bei diesem einzigen Artikel, weil er in die spanische Literatur mit einschlägt, erlaube man mir eine kleine Ausnahme. Meine Erinnerungen sind folgende. 1) Es ist wahr, daß wir diesem Abraham den Druck der spanischen ferrarischen Bibel zu danken haben; doch hätte man die Einschränkung nicht vergessen sollen, daß es nur von derjenigen Ausgabe zu verstehen sei, welche dem Gebrauche der Christen bestimmt war. Die Ausgabe zum Nutzen der Juden hat Duarte Pinel gedruckt. Beide sind von einem Jahre. 2) Daß sie zum andernmale 1630 in Holland sei gedruckt worden, ist ein offenbarer Fehler. Diese Ausgabe ist die dritte, wo nicht gar die vierte; die zweite aber ist 5371. (1611) zu Amsterdam in Folio gedruckt worden. Die zwei Ausgaben nach der von 1630 sind von 5406 (1646) und von 5421 (1661) welcher ich unten* gedenken will. 3) Bei den Worten: Man hat angemerkt, daß die An. 1546 zu Konstantinopel gedruckte spanische Bibel auch[341] nicht in einem Worte von dieser unterschieden sei, habe ich zu erinnern: a) Eine spanische Bibel ist niemals zu Konstantinopel gedruckt worden, sondern nur der Pentateuchus. b) Und auch dieser ist nicht 1546, sondern 5307, welches das Jahr 1547 ist, herausgekommen. c) Wolf sagt fere ad verbum repetita est. d) Wenn man aus dem le Long, welcher die Vergleichung zwischen diesem zu Konstantinopel gedruckten spanischen Pentateucho und der ferrarischen Übersetzung angestellt hat, und aus dem Wolf etwa schließen will, daß also die erste spanische Übersetzung eines Stücks der Bibel zu Konstantinopel herausgekommen sei, so wird man sich irren; denn eben dieser spanische Pentateuchus ist schon 5257 (1497) in Venedig gedruckt worden.


* Der Titel ist dieser: Biblia en lengua española traduzida palabra por palabra de la verdad Hebrayca por muy excelentes letrados. Vista y examinada por el officio de la Inquisition. Con privilegio del illustrissimo Señor Duque de Ferrara. Ya ora de nuevo corregida en casa de Joseph Athias y por su orden impresa. En Amsterdam Ao. 5421. in 8. Aus der Vorrede, welche Joseph Athias dieser Ausgabe vorgesetzt, sieht man, daß der Rabbi Samuel de Cazeres die Besorgung davon gehabt habe. Er hat sie nicht nur von allen Druckfehlern der vorigen Ausgabe befreiet, sondern auch die schweren und ungewöhnlichen Wörter und allzuharten Wortfügungen ausgemerzt, und bei den dunkeln Stellen einige kleine Erklärungen eingeschaltet, welche von dem Texte durch ( ) abgesondert sind. Auf diese Ausgabe darf man es also nicht ziehen, wann das GL. sagt: »sie ist von Wort zu Wort nach dem hebräischen Text gegeben, welches denn sehr schwer und dunkel zu verstehen; zumal, da es in einer ungebäuchlichen spanischen Redensart, die meistens nur in den Synagogen üblich, übersetzt ist.« (Man bemerke hier im Vorbeigehen einen schönen deutschen Ausdruck: es ist dunkel zu verstehen.) Ich sollte vielmehr meinen, daß ein Theologe nur dieser Bibel zu gefallen Spanisch lernen müßte; indem die größten Gelehrten darinne übereinkommen, daß keine einzige andere Übersetzung die natürliche und erste Bedeutung der hebräischen Worte so[342] genau ausdrückt, als diese. (CASP. LINDENBERGERI Epist. de non contemnendis ex lingua hispanica utilitatibus theologicis in den Novis Literariis maris Baltici A. 1702.) Von dem Samuel de Cazeres muß ich noch gedenken, daß das GL. dieser seiner Arbeit auf eine sehr unverständliche und unvollständige Art erwähnet, wenn es in dem Buchstaben C weiter nichts von ihm sagt, als: »ein spanischer Rabbi in der andern Hälfte des 17ten Seculi, hat die Bibel ins spanische übersetzt zu Amsterdam 1661 in 8. ediert.« Auch der Artikel des obigen J. Athias ist sehr trocken. Man gedenkt bloß seiner zwei hebräischen Auflagen der Bibel, und auch dabei wird Leusdenius sowohl als die Verteidigung des Athias gegen den Maresius vergessen. Das Geschenke der Generalstaaten würde weniger befremden, wenn man dazu gesetzet hätte: für die an sie gerichtete Dedikation der spanischen Bibel. Seine Ausgaben der deutschen, englischen und der gedachten spanischen Bibel, hätten eben so wenig sollen übergangen werden, als die Art seines Todes. Sonst darf man sich in den spanischen Bibeln der Juden über das häufig vorkommende A. nicht wundern. Es ist ihre Gewohnheit, den vierbuchstäbigen Namen des Höchsten nicht anders auszudrücken.


Johannes Abrenethius

Von diesem Manne weiß das GL. weiter nichts als: hat 1654 eine geistliche Seelenarzenei und von der Krankheit der Seelen zu Hanau ediert. Wenn man nur wenigstens noch gesagt hätte, ob er ein Franzose oder ein Russe, ein Spanier oder ein Wende gewesen wäre. Doch wenn er sein Buch deutsch und zwar zu Hanau herausgegeben hat, so wird er wohl ein Deutscher sein. Gefehlt! Er ist ein Engländer, und das von ihm angeführte Buch ist nichts als eine Übersetzung desjenigen, welches 1615 in London unter dem Titel »A christian and heavenly treatise containing physicke for the soul« herausgekommen ist.


Laurentius Abstemius

[343] Es ist verdrüßlich, wenn man dasjenige noch einmal anmerken soll, was man bei dem Bayle schon angemerkt findet. Er hat, sagt der Herr D. Jöcher, dem Herzoge Guido Ubaldus einige Bücher obscurum locorum zugeschrieben. Es sind nicht einige Bücher, sondern ein einziges, und noch dazu ein sehr kleines, wie es Abstemius selbst in der Zueignungsschrift zu seinem Hecatomythion sagt. Sonst hat er auch annotationes in obscura loca veterum geschrieben, von denen ein Stück in GRVTERI Thesauro critico stehet. Diese sind mit dem vorhergehenden Buche obscurorum locorum einerlei, und hätten also unter einem andern Titel gar nicht dürfen wiederholet werden. Der Auszug daraus steht in dem ersten Teile des gedachten Thesauri, wo man an dem Rande diese Anmerkung des Gruterus findet: ex libro obscurorum locorum Venetiis in 4. Urbini Grammaticam docuit et Bibliothecae Guidi Ubaldi Urbini ducis praeerat. Valla in illum invectus, qui in omnes stylum amarulentum strinxit adeoque fere in Christum. Von seinen Fabeln gibt weder Jöcher noch Bayle noch Gesner eine ältere Ausgabe an, als die von 1522 in Straßburg. Nevelet, wie Bayle anmerkt, hat sich noch einer jüngern bedient. Ich habe eine weit ältere vor mir, welche aber nur das erste Hundert enthält, und zu Venedig 1499 in 4. unter der Aufschrift: Fabulae per latinissimum virum LAVRENTIVM ABSTEMIVM nuper compositae gedruckt ist. Diesen sind 30 Fabeln des Äsopus, aus dem Griechischen durch den Laurentius Valla übersetzt, beigefügt. Ich nenne diese letztern deswegen ausdrücklich mit, um den Zweifel des de la Monnoie zu bestärken, den er bei der obigen Randnote des Gruterus hat, daß nämlich Laurentius Valla diesen Abstemius sehr unhöflich durchgezogen habe. Würde es wohl Abstemius, welcher damals noch lebte, oder würden es seine Freunde, die diese Ausgabe besorgt, zugegeben haben, daß man seinen Fabeln einige kahle Übersetzungen seines Feindes mit so vielen Lobsprüchen, als die daselbst bekommen, beifügen dürfe?


Abudacnus

[344] Seine historia Iacobitarum ist zu Oxford 1675 nicht in 12 sondern in 4 gedruckt worden. Herr Clement sagt zwar auch in 12; doch beide berufen sich auf den Herrn von Seelen, ohne diese erste Ausgabe vielleicht jemals gesehen zu haben. Herr Clement setzt noch hinzu: pagg. 75. und nennt es gleichwohl un petit traité qui ne remplit que quatre feuilles. Hier hat er sich also noch dazu verrechnet; denn wenn es vier Bogen stark, und dennoch in 12 sein sollte, so müßte es ja 96 und nicht 75 Seiten haben. Doch wie gesagt, es ist in Quart und nimmt nicht mehr als 30 Seiten, ohne das Titelblatt und zwei Blätter Vorrede, ein. Übrigens aber hüte man sich, die Geschichte der Jakobiten für das einzige Werk des Abudacnus zu halten. Außer den Schriften die er im Manuskripte hinterlassen hat, und worunter sonderlich die arabische Grammatik gehöret, welche in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien aufbehalten wird, (LAMBECIVS Tom. I. Comment. S. 176.) hat man noch von ihm Speculum hebraicum, gedruckt zu Löwen 1615. Daß er in Löwen Professor der orientalischen Sprachen gewesen sei, ist ausgemacht. Der Herr D. Jöcher hätte also das soll und nach einiger Meinung ersparen können. Abraham Scultetus in seiner Lebensbeschreibung gedenkt seiner; desgleichen auch Eryc. Puteanus in dem 59ten Briefe des ersten Hunderts. Diese beiden Stellen habe ich den monatlichen Unterredungen des Herrn Tenzels zu danken; nach dessen Vermutung der damalige Bischof, Johann Fell, die Ausgabe der Geschichte der Jakobiten soll besorgt haben.


Donat Acciajoli

Er ist kein Plagiarius.* Er ist es nicht, welcher des Nic. Acciajoli Leben in das Italienische übersetzt hat.** Dieses Leben hat kein Palearius sondern Matth. Palmerius geschrieben.*** Die Lebensbeschreibungen aus dem Plutarch hat er nicht italienisch übersetzt. Bei Gelegenheit dieser Lebensbeschreibungen noch eine Unrichtigkeit.† Eines von seinen Werken, welches das geringste nicht ist, hätte man nicht vergessen[345] sollen.†† Ein Umstand von ihm, welcher vielleicht der bekannteste nicht ist.†††


* Wenn wird man aufhören einen ehrlichen Mann der Nachwelt mit einem Schandflecke abzumalen, den ihm die Gelehrtesten längst abgewischt haben? Doch was pflanzt man lieber fort als Beschuldigungen? Simon Simonius war der erste, welcher dem guten Acciajoli (epist. dedicat. comm. in lib. I. Eth. Nicom.) das Plagium gegen seinen Lehrer Schuld zu geben schien. Naude, welcher vielen Gelehrten ihren guten Namen wiedergegeben und vielen andern genommen hat, wiederholte diese Beschuldigung als eine Gewißheit. Vossius zweifelte daran, und Conring widerlegte sie, und zwar durch Anführung einer Stelle, wo es Acciajoli selbst gestehet, daß er die Vorlesungen seines Lehrers mit seiner Arbeit verbunden habe. Alles dieses erzählt Bayle weitläuftig. Was hilft es aber, daß billige Richter einen Ausspruch tun, wenn man dennoch die schimpflichen Vorwürfe der Ankläger fortdauern läßt? Wenn es nun jemanden einkäme, aus dem GL. die Exempel undankbarer Schüler zu sammeln; wie es denn schon zu vielen solchen schönen Sammlungen Gelegenheit gegeben hat: würde der Herr D. Jöcher nicht an der Beschimpfung dieses ehrlichen Italieners Schuld sein? Hätte man ihm aber ja einen gelehrten Diebstahl vorwerfen wollen, so würde man mit wenig Mühe einen andern haben finden können, dessen weder Bayle, noch sonst ein Criticus gedenkt, und weswegen ihn noch niemand ausdrücklich verteidigt hat. Ich ziele hiermit auf das, was Friedrich Bessel in der Vorrede zu seinen animadvers. ad Eginhartum sagt: Circumfertur Caroli M. vita, quam in Hagiologiam suam transtulit GEORGIVS WICELIVS, ratus, antiqui alicuius esse scriptoris, aut plane a Plutarcho conceptam, quo nomine risum movit Vossio; sed genuinus eius autor est DONATVS ACCIAIOLVS qui et ipse Eginhartum fere exscribit etc. Ich bin jetzo nicht im Stande, die Arbeit des Eginhartus mit der Arbeit des Acciajolus zu vergleichen, weil ich die letztere hier nicht bei der Hand habe; ich bin aber von seiner Ehrlichkeit so überzeugt, daß ich gleich im Voraus das Urteil[346] des Herrn Hofrat Buders unterschreiben will, welcher in seiner Bibl. hist. selecta auf der 895. S. sagt: Vitam Caroli M. DONATVS quoque ACCIAIOLVS Florentinus, compto stilo composuit, secutus quidem saepe Eginhartum, habet tamen quae vel apud hunc minime, vel paulo aliter expressa inveniuntur.


** Wenn man sich nur ein klein wenig näher um den Übersetzer der Lebensbeschreibung des Nic. Acciajoli hätte bekümmern wollen, so würde man gefunden haben, daß er zwar mit unserm Acciajoli gleichen Namen führe, daß er aber wenigstens hundert Jahre nach ihm gelebt habe, und ein Rhodiser Ritter gewesen sei. Was aber das Vorgeben, als ob dieser Acciajoli der Übersetzer dieser Lebensbeschreibung sei, am allerlächerlichsten macht, ist dieses, daß in dem Anhange derselben, welcher von der Familie des Acciajoli handelt, sein eignes Leben nebst seinem Tode erzählt wird.


*** Daß kein Palearius der Verfasser gedachter Lebensbeschreibung ist, kann ich nicht besser beweisen, als wenn ich den Titel derselben aus dem XIII. Tome der Scriptor. rer. ital. des Muratori hersetze: Matthiae Palmerii de vita et rebus gestis Nicolai Acciaioli, Florentini, Magnae Apuliae Senescalli ab anno 1310–1366. Ob ich mich aber, oder der Herr D. Jöcher richtiger auf diese Sammlung berufe, werden die sehen, die sie selbst nachschlagen können. Die gedachte Italienische Übersetzung dieser Lebensbeschreibung ist schon 1588 an das Licht getreten; und damals als der Herr de la Monnoie bei dem Bayle derselben gedenkt, war es wahr, daß das lateinische Original, wie er sagt, noch nicht im Druck erschienen sei. Man hat es nicht eher, als in dem angeführten 13ten Tome des Muratori, welcher 1728 herauskam, zu sehen bekommen.


† Ich glaube es selbst nicht, daß der Herr D. Jöcher dieses habe sagen wollen, gleichwohl aber sagt er es, und daran ist nichts Schuld, als seine verworrene Schreibart, welche gar zu viele und noch dazu verschiedene Sachen in einen Perioden bringen will. Er hat, sagt er, die vom Plutarch aufgesetzten[347] Lebensbeschreibungen Hannibalis, Scipionis, Alcibiadis und Demetrii aus dem Griechischen, ingleichen – ins Italienische übersetzt. Ich habe diese Lebensbeschreibungen selbst niemals gesehen; Jovius aber sagt es ausdrücklich, daß sie lateinisch sind. Wem diese Unrichtigkeit zu geringe scheint, dem will ich eine vielleicht größere in eben den angeführten Worten zeigen. Die vom Plutarch aufgesetzten Lebensbeschreibungen Hannibalis und Scipionis. Hat es der Herr Doctor nicht bei dem Placcius und Bayle gelesen, daß Acciajoli diese beiden Stücke dem Plutarch müsse untergeschoben haben, weil man die Urschrift in seinen Werken nicht findet? Will man aber sagen, er könne wohl eine Handschrift besessen haben, die vollständiger gewesen wäre, als unsre jetzigen Abdrücke, so ist auch hierauf die Antwort leicht. Das Verzeichnis nämlich, welches Lamprias, der Sohn des Plutarchs, von den Schriften seines Vaters aufgesetzt, zeigt es augenscheinlich, daß Plutarch wenigstens niemals eine Lebensbeschreibung des Hannibals verfertiget hat. Dieses Verzeichnis hat Höschelius, der es von dem Andreas Schottus bekommen hatte, zuerst ans Licht gebracht; und wie wohl sagt er in seinem Briefe an den Raphelengius davon: Id genus indices cui usui sint non nescis. Ψευδεπιγραφα multa produnt; de amissis et latitantibus erudiunt. Wenn man hieraus schließen will, daß also Acciajoli, gesetzt, daß er auch kein Plagiarius gewesen ist, gleichwohl ein gelehrter Betrieger gewesen sei; so kann man sich gleichwohl noch übereilen. Vielleicht hat er es selbst zugestanden, daß er in diesen beiden Lebensbeschreibungen, den Plutarch nur nachgeahmt, nicht aber übersetzt habe.


†† Ich meine nämlich seine italienische Übersetzung der florentinischen Geschichte des Leon. Bruni, welche drei Jahre nach seinem Tode in Venedig unter folgendem Titel ist gedruckt worden: Storia Fiorentina tradotta in volgare per DONATO ACCIAIOLI. Impressa in Vinegia per lo diligente huomo maestro JACOMO DI ROSSI, de natione Gallo 1476 in Folio. Der Herr Clement hat sowohl diese, als eine neuere Edition von 1561 mit der Fortsetzung und[348] den Anmerkungen des Franciscus Sansovini, angeführt, und rechnet beide unter die seltnen Werke.


††† Daß Acciajoli seiner Vaterstadt wichtige Dienste geleistet, findet man bei dem Bayle; daß ihm aber seine Dienste sehr schlecht sind belohnt worden, und daß er einmal so gar seine Vaterstadt habe räumen müssen; findet man daselbst nicht, so wichtig auch dieser Umstand ist. Ich habe die Nachricht davon einer Stelle aus des B. Accolti Gespräche de praestantia virorum sui aevi zu danken. Hier ist sie: Fuit etiam in civitate ista praecipuae auctoritatis vir, DONATVS ACCIAIOLI equestris ordinis, prudentiae, magnitudinis animi, continentiae singularis, cujus consiliis plurima in republica utilia decreta sunt: nec tamen ob ejus egregia merita declinare invidiam potuit, quin inimicorum opera ex urbe pelleretur.


Zenobius Acciajoli

Überhaupt merke ich bei diesem Artikel als einen nicht geringen Fehler an, daß man die Schriften dieses Gelehrten, welche gedruckt worden, von denen nicht unterschieden hat, die niemals an das Licht gekommen sind. Man sehe, was der Herr de la Monnoie bei dem Bayle davon erinnert. Der Herr D. Jöcher redet von Briefen an den Picus de Mirandula. Ich finde aber unter den Briefen dieses Gelehrten nicht mehr als einen einzigen von dem Zenobius und zwei Antworten an ihn. Seine Chronik eines Klosters in Florenz ist auch mit einem Schnitzer angeführet worden, indem das GL. dieses Kloster St. Mariae anstatt St. Marci genennt hat. Was endlich des ARISTOTELIS Ethicam ad Nicomachum cum scholiis et glossis interlinearibus anbelangt, so vermute ich nicht ohne Grund, daß hier Zenobius Acciajoli mit dem vorhergehenden Donatus sei verwechselt worden. Von seinem Sterbejahre eine Anmerkung* welche den Herrn de la Monnoie angeht.


* Ambrosius Altamura sagt, Zenobius sei im Jahre 1520 gestorben. Dem Herrn de la Monnoie ist dieses verdächtig vorgekommen. Er sagt daher, es hielten einige dafür, er könne nicht eher als im Jahre 1537 gestorben[349] sein, weil Hieronymus Aleander, welcher ihm in dem Amte eines Bibliothekars im Vatikane gefolgt ist, diese Stelle nicht eher als im gedachten 1537ten Jahre angetreten habe. Allein woher hat der Herr de la Monnoie diese Nachricht? Bayle sagt: Aleandre fut d'abord placé chés le Cardinal de Medicis, auquel il servit de Secretaire: il eut ensuite la charge de Bibliothecaire du Vatican aprés la mort d'Acciajoli. Mais le grand theatre ou il commença de paroitre avec eclat fut l'Allemagne, au commencement des troubles que la Reformation y excita. Il y fut envoié Nonce du Pape l'an 1519. Ist hieraus nicht zu schließen, daß er schon vor dem Jahre 1519 die Aufsicht über die vatikanische Bibliothek müßte gehabt haben? – – – Doch Bayle könnte vielleicht hier ein Hysteronproteron begangen haben? Ich will also den Zweifel des Herrn de la Monnoie auf eine unwidersprechlichere Art nichtig machen: durch die Anmerkung nämlich, daß H. Aleander 1537 schon Kardinal gewesen, oder wenigstens gleich das Jahr darauf geworden ist. Ist es also möglich, daß er dem Z. Acciajoli erst zu dieser Zeit könne gefolgt sein? Ich will es aber gleich entdecken, woher dieser Irrtum des Herrn de la Monnoie entstanden ist. Daher nämlich, daß er eben so wenig wie der Herr D. Jöcher, die Aufseher in der vatikanischen Bibliothek, von dem eigentlichen Bibliothekar, welches niemand anders als ein Kardinal sein kann, unterschieden hat. Als Acciajoli 1520, oder wie ich vermute, noch eher, starb, folgte ihm Aleander nur als Custos, oder Magister Bibliothecae Vaticanae. Nach seiner Gelangung zur Kardinalswürde aber, welches gegen das Jahr 1538 geschah, ward er eigentlicher Bibliothekar. Ich muß mich wundern, wie sich Bayle durch einen so leicht zu widerlegenden Einwurf hat können irre machen lassen. Doch es scheinet, als ob er dem Herrn de la Monnoie allzuviel Genauigkeit zugetraut hätte. Und nur daher ist es vielleicht gekommen, daß er sich verschiedne Fehler von ihm hat aufheften lassen. Ich will es noch zum Überflusse durch ein Zeugnis beweisen, daß Acciajoli schwerlich erst 1537 könne gestorben sein. Leander Albertus sagt in seiner »Beschreibung Italiens«,[350] welche ich nach der lateinischen Übersetzung anführen muß, von ihm folgendes: ZENOBIVS ACCIEVOLVS ex ordine praedicatorum, qui de graecis opera quaedam in latinum convertit, nominatim Justinum Martyrem, et annis superioribus Bibliothecae Vaticanae Magister excessit. Diese Stelle steht nicht weit vom Anfange eines Werks, welches der Verfasser schon 1537 völlig ausgearbeitet hatte, ob es gleich erst einige Jahr drauf gedruckt worden. Wie hätte er annis superioribus sagen können, wann er in eben dem Jahre gestorben wäre? Was die Übersetzung des Justinus, in dieser Stelle des Albertus, anbelangt, so ist sie niemals gedruckt worden, welches denen bekannt sein wird, welche wissen, daß wir nicht mehr als drei lateinische Übersetzungen des Justinus haben. Die erste ist von dem Joachimus Perionius; die zweite von dem Sigis. Gelenius, und die dritte von Johann Langen.

Fußnoten

1 So muß der sprechen, der aus Überzeugung und nicht aus Heuchelei lobt. Aus dieser letztern Quelle sind, leider ein großer Teil der uneingeschränkten Lobsprüche geflossen, die Luthern von unsern Theologen beigelegt werden. Denn loben ihn nicht auch diejenigen, deren ganzen, losem Geize und Ehrgeize man es nur allzuwohl anmerkt, daß sie im Grunde ihres Herzens, nichts weniger als mit Luthern zufrieden sind? die ihn heimlich verwünschen, daß er sich auf Unkosten seiner Amtsbrüder groß gemacht, daß er die Gewalt und den Reichtum der Kirche den Regenten in die Hände gespielt, und den geistlichen Stand dem weltlichen Preis gegeben, da doch dieser so manche Jahrhunderte jenes Sklave gewesen?


2 Es war den ersten Reformatoren sehr schwer, dem Geiste des Pabsttums gänzlich zu entsagen. Die Lehre von der Toleranz, welche doch eine wesentliche Lehre der christlichen Religion ist, war ihnen weder recht bekannt, noch recht behäglich. Und gleichwohl ist jede Religion und Sekte, die von keiner Toleranz wissen will, ein Pabsttum.


3 Lemnius hätte, wie Alkibiades, den die Athenienser zurückberiefen, um sich gegen seine Ankläger zu verteidigen, antworten können:


Ευνϑες, τον εχοντα δικην ζητειν αποφυγειν, ενον φυγειν.


Und als man den Alkibiades fragte, ob er seinem Vaterlande (τη πατριδι) nicht zutraue, daß es gerecht sein werde, antwortete er: auch meinem Mutterlande nicht (τη μητριδι). Wie leicht kann es nicht aus Irrtum oder Unwissenheit ein schwarzes Steinchen für ein weißes greifen.

Zu der Nachricht, daß ihn seine Landesleute zu Tode verurteilt, sprach er: wir wollen ihnen zeigen, daß wir noch leben. Er ging zu den Lacedemoniern und erregte den Atheniensern den dekelikischen Krieg. Aelian. XIII. c. 38.


4 Außer vielleicht der einzige Cowley, welcher in den Anmerkungen zu dem ersten Buche seiner »Davideis« folgendes schreibt: The Custom of beginning all Poems, with a Proposition of the whole work, and an Invocation of some God for his assistance to go through with it, is so solemnly and religiously observed by all the ancient Poets, that though I could have found out a better way, I should not (I think) have ventured upon it. But there can be, I believe, none better, and that part of the Invocation, if it became a Heathen, is no less necessary for a christian Poet. A Jove Principium Musae; and it follows then very naturally, Jovis omnia plena. The whole work may reasonably hope to be filled with a divine Spirit, when it begins with a prayer to be so. The Grecians built this Portal with less state, and made but one part of these Two: in which, and almost all things else, I prefer the judgment of the Latins: though generally they abused the Prayer, by converting it from the Deity, to the worst of Men, their Princes: as Lucan adresses it to Nero, and Statius to Domitian; both imitating therein (but not equalling) Virgil, who in his Georgicks chuses Augustus, for the Object of his Invocation, a God little superior to the other two.


5 In der nämlichen Ode hat Herr Lange noch einen andern Fehler gemacht: er übersetzt:


Arsit Atreides medio in triumpho

Virgine rapta.


Erhitzte denn da, selbst mitten in dem Triumphe


– – – nicht die beiden Söhne des Atreus

Die schöne Geraubte?


Die Konstruktion, und die Geschichte zeigt ja deutlich, daß hier nur von dem Agamemnon die Rede sei, welcher dem Achill die Briseis raubt. Und ist es wohl der Sinn des Lateinischen:


Regium certe genus et penates

Moeret iniquos


wenn Herr Lange übersetzt:


Gewiß sie beklagt das Unglück fürstlicher Kinder

Und zürnende Götter?


Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 3, München 1970 ff..
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