Gastrel, Deistische Grundsätze

[228] [Francis Gastrel:] Richtige Vorstellung der Deistischen Grundsätze in zwei Unterredungen zwischen einem Zweifler und einem Deisten.[228] Aus dem Englischen übersetzt, und mit einem Anhange vermehrt. Leipzig bei Joh. Jacob Weitbrecht 1755. In 8vo. 12 Bogen. Das Original dieses kleinen aber sehr schätzbaren Werks ist zu erst im Jahre 1711 ans Licht getreten, und seit dem sehr oft aufgelegt worden. Es scheinet, daß sein Verfasser, welcher unbekannt geblieben ist, hauptsächlich durch die Tolandischen Schriften bewogen worden, die Sache des Christentums auf eine so besondere Art zu verteidigen. Er läßt keinen Christen, sondern einen Zweifler oder vielmehr einen Menschen das Wort wider den Deisten führen, welcher Verstand und Unparteilichkeit genug hat, der christlichen Religion wenigstens durch keine falsche Beschuldigungen zu nahe treten zu lassen, und die Gründe wider dieselbe auf ihren wahren Wert herab zu setzen. Dieser Zweifler findet am Ende, daß der Deismus eine Larve sei, unter welcher man bloß die verhaßten Beschuldigungen der Gottesleugnung von sich abzulehnen, oder die christliche Religion desto geschickter zu bestreiten suche. Wem dieses Endurteil zu strenge scheinen sollte, der muß wissen, daß der Verfasser nur die allerhäßlichste Art von Deisten annimmt, diejenigen nämlich, welche zwar einen Gott, aber keine Verbindlichkeit ihm zu gehorchen, noch ein künftiges Leben zugeben. So schwerlich ein Herbert diese für wahre Deisten erkennen würde, so gewiß ist es doch, daß sie zu unsern Zeiten unter ihren Namensbrüdern die größte Zahl ausmachen, und auch leider die größten Verführungen anrichten! Auf dieser Horizont also ist das gegenwärtige Gespräch mit Fleiß eingerichtet, und besonders geschickt die Freidenkerei, so wie sie gemeiniglich im Umgange geäußert wird, wo man sie mehr mit Einfällen als tiefsinnigen Erörterungen verficht, ablaufen zu lassen. – – Der Anhang, welcher dieser Übersetzung beigefügt ist, bestehet aus einigen Briefen, welche den Streit über die Religion betreffen. Statt aller Lobsprüche dürfen wir dem Leser nur entdecken, daß sie, so wie die Übersetzung selbst, aus der Feder des berühmten Verfassers der Bestimmung des Menschen geflossen sind. Kostet in den Vossischen Buchläden hier und in Potsdam 4 Gr.[229]

Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 3, München 1970 ff., S. 228-230.
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