Zachariä, Gedicht dem Gedächtnis des Herrn von Hagedorn gewidmet

[230] [230] [Justus Friedrich Wilhelm Zachariä:] Gedicht dem Gedächtnisse des Herrn von Hagedorn gewidmet. Braunschweig, bei Schröders Erben. In 4to. 21/2. Bogen. Man wird es bereits aus andern öffentlichen Blättern wissen, daß der Herr Zachariä der Verfasser dieses Gedichts ist. Wir wiederholen seinen Namen hier um desto lieber, weil er uns der formellen Lobsprüche überhebt, die das Publikum in Ansehung der vorzüglichen Geschicklichkeit dieses Dichters nichts neues lehren würden. Hat man ihn in seinen scherzhaften Epopeen, als in seiner Sphäre bewundert, so wird man ihn auch hier nicht außer derselben finden; so wenig auch die Gabe scherzhafter Einfälle und die Gabe zärtlicher Empfindungen, mit einander gemein zu haben scheinen. Auch in das Lob desjenigen unsterblichen Dichters wollen wir uns nicht einlassen, dessen Tod Herr Zachariä, und mit ihm Germanien, beweinet. Er war zugleich der rechtschaffenste und großmütigste Mann, und wenigstens hiervon einen kleinen Beweis einzurücken, können wir uns unmöglich enthalten. Auf der 15. Seite läßt Herr Zachariä die Dichtkunst sagen:


Ihr sahet ihn so oft in dem geheimern Leben,

Verdiensten ihren Rang, sein Lob der Tugend geben;

Ihr saht ihn immer groß, und freundschaftlich und frei,

Der wahren Weisheit Freund und Feind der Heuchelei.

Mich dünkt, ich höre noch die edle Menschenliebe,

Die sanft, voll Wohltun spricht; die jeder Großmut Triebe

Für dich, o Fuchs, erregt; und aus der Dürftigkeit

Mit britischem Edelmut verkannten Witz befreit.


Zu diesen letzten Zeilen macht der Verfasser folgende Anmerkung: »Herr Gottlieb Fuchs, der seit einigen Jahren Prediger in Sachsen ist, und sich unter dem Namen des Bauernsohnes durch verschiedene glückliche Gedichte bekannt gemacht hat; kam ohne Geld und Gönner nach Leipzig, seine Studien daselbst fortzusetzen. Er fiel allda einem unserer größten Dunse in die Hände, der durch seine marktschreierische[231] Art, mit seinen Verdiensten um Deutschland zu prahlen, und durch die kleinen niedrigen Mittel jemanden zu seiner Partei zu ziehen, genug bezeichnet ist. Dieser Mann, der wohl eher versucht hatte, mit einem alten Rocke Leute zu bestechen, für ihn zu schreiben, dieser Mann war klein genug, Herr Fuchsen monatlich eine solche Kleinigkeit zu geben, die man sich schämt hier auszudrücken, und die er kaum dem geringsten Bettler hätte geben können. So bald er indessen erfuhr, daß Herr Fuchs in die Bekanntschaft mit einigen andern rechtschaffenen Leuten gekommen war, die er nicht zu seiner Partei zählen konnte, so war er noch niederträchtiger, und nahm Herr Fuchsen die Kleinigkeit, die er ihm bisher gegeben. Herr Fuchs wurde sogleich von denjenigen mehr als schadlos gehalten, durch die er um dieses erniedrigende Almosen gekommen war. Der sel. Herr von Hagedorn, dem diese Geschichte bekannt wurde, brachte durch seine edelmütige Vorsprache bei vielen Standespersonen, Hamburgern, einigen Engelländern, und besonders bei dem Collegio Carolino zu Braunschweig eine so ansehnliche Summe zusammen, daß Herr Fuchs künftig vor dem Mangel gesichert, seinen Studien auf eine anständige Art obliegen konnte.« – – Denjenigen Fremdlingen in dem Reiche des Witzes, welche vielleicht fragen sollten: wer ist der große Duns? wollen wir nächstens diese Frage beantworten. – – Kostet in den Vossischen Buchläden hier und in Potsdam 3 Gr.

Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 3, München 1970 ff., S. 230-232.
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