Siebender Auftritt


[458] Wumshäter. Lisette.


WUMSHÄTER. Wo ist die Tochter, Lisette?

LISETTE. Was für eine Tochter?

WUMSHÄTER. Die Tochter! Ich habe sie schon im ganzen Hause gesucht. Wo ist sie?

LISETTE. Welche Tochter denn?

WUMSHÄTER. Der Nickel will nur, daß ich sagen soll: meine Tochter; und sie weiß doch, wie ungern ich es sage.

LISETTE. Nach Ihrer Jungfer Tochter fragen Sie also? Nach Ihrer? Ich weiß wirklich nicht, wo sie ist. Aber was wetten wir, ich weiß, was Sie ihr melden wollen?

WUMSHÄTER. Ist sie etwan im Garten?

LISETTE. Es kann wohl sein. – Sie haben gewiß recht sehr klug getan, daß Sie Herr Leandern –

WUMSHÄTER. Sage du ja nicht, daß ich klug getan habe, oder ich werde glauben, daß ich die größte Torheit begangen habe.

LISETTE. So will ich das letzte sagen.

WUMSHÄTER. So sag es in aller Hexen Namen, und laß mich ungehudelt.

LISETTE allein. Nun gewiß, wenn ich einmal so einen Narrn zum Manne bekommen sollte, ich glaube, ich würde in meinem Alter eine eben so große Männerfeindin, als er ein Weiberfeind ist. Aber, wohl gemerkt, nicht eher als in meinem Alter!


Ende des zweiten Aufzuges.[458]


Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 458-459.
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