Begräbnis

[142] »Laudat alauda Deum, tirili tirilique canendo.«


Wenn letzter Donner fern verrollt

Nach dunkler Sommerstunde:

Schon winkt ein erstes Wolkengold

Dem regensatten Grunde:


Die Sonne küßt die Gräser wach,

Die lieben Lerchen singen,

Es trägt der Wind den blauen Tag

Empor auf kühlen Schwingen:


In solcher Stunde senkt mich ein,

Viel Müh ist nicht vonnöten,

Es wird die Erde hinterdrein

Mir rasch den Sarg verlöten.


Streut Rosen, Rosen in das Grab,

Und spielt Trompetenstücke;

Dann brecht mir meinen Wanderstab

Mit fester Hand in Stücke!


Es fiel ein Blatt vom Baum, es fiel

Durch fruchtbeschwerte Äste.

Nun geht zu euerm eignen Ziel,

Ihr meine letzten Gäste!
[143]

Zum eignen Ziel geht spielbereit,

Schwenkt hoch die Trauerfahnen,

Froh, daß ihr noch auf Erden seid

Und nicht bei euern Ahnen!


Quelle:
Detlev von Liliencron: Gute Nacht. Berlin 1909, S. 142-144.
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