An einen meines Namens nach meinem Tode

[30] Ob meine Bücher dir bekannt,

Die einst ich schrieb?

Und wissen möcht' ich dann, ob sie

Dir wert und lieb.


Vielleicht von deines Ahnherrn Nest

Am Nordseestrand

Bist weit du fern. Ich lebte noch

Im Holstenland.


Du siehst in meinen Strophen nichts

Als Leid und Lust,

Das gleiche, das auch immer zog

Durch deine Brust.


Und dein Geschlecht, Normannenblut:

Gott schütz' dein Haus

Und lösche seinem Herde nie

Die Flammen aus.
[31]

Du Nobelmann mit Speer und Sporn,

Was klirrt dein Fuß

So zornig auf im Waffensaal,

Ein böser Gruß.


Und doch, du glättest deine Stirn?

Vergiebst es gar,

Daß einer deines Namens einst

Ein Dichter war?


Quelle:
Detlev von Liliencron: Der Haidegänger und andere Gedichte, Leipzig 1890, S. 30-32.
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