24.

[13] Spät noch, wenn schon längst verklungen

Alle Saiten am Klavier,

Zittert noch, was du gesungen,

Durch die tiefste Seele mir;

Führt mich über Meeresweiten,

Söhnt mich aus mit dem Geschick

Und verknüpft mir alle Zeiten

Mit dem schönsten Augenblick.
[13]

Ja, noch mit der tiefen Wunde,

Die dein ernstes Wort mir schlug,

Preis' ich ewig hoch die Stunde,

Die dich mir entgegentrug.

Frevel wär' es, mehr zu sagen,

Doch es kühlt die bange Glut,

Daß wir auch noch im Entsagen

Uns verstehn – ach, gar zu gut!

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 13-14.
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