Alte Träume

[84] Alte Träume kommen wieder

In dem fernen fremden Land,[84]

Und die alten lieben Lieder

Nehm' ich wieder in die Hand.


O ihr schönen Jugendtage,

Wundervolle Frühlingszeit,

Süße Schmerzen, teure Klage,

Jugend – o du Herrlichkeit!


Zwar, was damals uns durchglühte,

Ward zur Tat aus Wunsch und Traum,

Aber lieblich wie die Blüte

Däucht die reife Frucht uns kaum.


Schöner war die trübe Schwüle,

Als die helle Kühle jetzt;

Jene frühen Vollgefühle,

Kennst du was, das sie ersetzt?

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 84-85.
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