Inhalt

Des Ersten Buches.

[1] Die Beschaffenheit des Römischen Reichs unter dem Käyser Augustus. Herzog Herrmann kommt mit denen Deutschen / vom Qvintilius Varus / wider den Sicambrischen Hertzog Melo / verschriebenen Fürsten / in dem Deutschburgischen Heyn / zusammen. Tanfanens Heiligthum. Herrmann opffert durch den Priester Libys. Die Leiche der Sicambrischen Fürstin Walpurgis[1] wird beerdiget / welche sich / umb dem geilen Varus zu entkommen / im Siegestrome ertränckt hatte. Herrmann richtet den Fürsten ein Gastmahl aus; und ermahnet sie / ihre versammlete Waffen wider die Römer zu brauchen / mit Vorbildung ihrer Tyranney. Arpus der Catten Hertzog fället ihm bey; und schlägt den Herrmann zum allgemeinen Feld-Herrn für. Segesthes der Casuarier und Eulgibiner Hertzog gibt die Schuld des Römischen Uberfalls den Deutschen / widerräth den Frieden zu brechen / sondern den Varus zu verklagen. Hält ihnen den unglücklichen Auffstand der Gallier / Pañonier und Dalmatier für / und daß der mächtige König Marbod mit den Römern in gutem Verständnüße lebe. Jubil des Bojischen Königs Brittons / den Marbod ermordet / Sohn / flucht auff den Marbod / und räth solchen selbst zu bekriegen. Ganasch der Chautzen Hertzog mißt dem Segesthes die Ursache bey: daß die Chautzen von Tiberius überfallen worden. Ingniomer der Bructerer Fürst aber entschuldigt Segesthen und besänfftigt sie; und dieser erbeut sich den Uberfall der Römer selbst einzurichten. Segimer Segesthens Bruder und alle Anwesende erklären den Hertzog Herrmann zum Feld-Herrn. In dem für der Walpurgis Leiche eröffneten Grabe wird eine zweyfache Wahrsagung gefunden. Die Priester setzen den Feld-Herrn auff einen geweyheten Wagen / und händigen ihm drey alte Kriegs-Fahnen ein. Das Heer nimmt den neuen Feld-Herrn mit Freuden an. Des Feld-Herrn Rüstung und Rede zum Heere. Hertzog Segimer und unter ihm sein Sohn Sesitach / wie auch Catumer der Cattische Printz führen den Vortrab. Ein unbekannter Ritter bittet beym Feld-Herrn / um den Ausschlag künfftigen Krieges zu erforschen / gegen einem Römer einen Zweykampff aus / darinnen der vermeinte Römer mit dem stürtzenden Pferde ohnmächtig zu boden fällt / durch seines Gefärthen Klag-Geschrey für eine Königin erkennet / und in das Schloß Deutschburg getragen wird. Der Feld-Herr kriegt Nachricht: daß der Vortrab von Römern überfallen worden / und Segesthes zum Feinde übergegangen sey; worauff er selbten zu Hülffe rennt / Igniomern und Arpus das Heer nachführen läßt. Segimer verfolgt die weichenden Römer / und verfällt in dem sich zwischen die Wefer und Aeder an die Festung Cattenburg ziehen wollen. Herrmann befiehlet: daß Hertzog Jubil mit einem Theile des Hinterhalts einen Umschweiff nehmen / und dem Feinde den Weg abschneiden solte. Segimer / Catumer und Sesitach fechten an einem Furthe wider das gantze Heer. Der Feld-Herr macht ihm einen andern Weg / trifft auff des Varus Leib-Wache und den Eggius. Herrmann reißt diesen vom Pferde / wird aber umgeben / von Adgandestern wieder zu Pferde bracht / aber von den Römern / welchen der Segesthes einen neuen Furth gewiesen / so wohl als Segimer gantz umringt. Catumer und Sesitach werden verwundet. Das deutsche Heer entsetzt sie. Der Vortrab zeucht sich zurücke auff eine Fläche /den Römern Platz zu einer Schlacht-Ordnung zu machen; und die Römer dringen wider den Willen ihrer Feld-Obersten nach / also / daß sie zu schlagen genöthigt werden. Die Römische und Deutsche Schlacht-Ordnung. Seginier führt ein Theil der Reuterey / wird vom Zeno Printzen aus Armenien verwundet / und muß seine Stelle seinen Sohn Sesitach vertreten lassen. Ein Ritter geräth mit dem Zeno in einen hefftigen Streit / wird aber zur Erde gefällt /[2] für Ißmenen des Feld-Herrn Schwester erkennt und gefangen weggeführet. Zeno und Sesitach sind verliebt in sie; fallen dahero einander grimmig an. Hertzog Ganasch kommt diesem zu Hülffe / fället den Zeno und nimmt ihn gefangen. Die Römische Reuterey wird auff dieser Seiten / und Vala Numonius auff der andern vom Printzen Catumer in die Flucht geschlagen. Eggius /Viridomar und Günterich fechten im rechten Flügel tapffer. Ingniomer trifft auff sie mit grosser Hertzhafftigkeit. Catumer bricht mit der Reuterey in den rechten Flügel ein / Viridomar wird von ihm zu Boden gerennet und ertreten. Catumer tödtet Hertzog Güntherichen. Um den Römischen Adler wird verzweiffelt gefochten. Ingniomer bauet dem Eggius die Hand ab und stöst ihm das Schwerdt durch die Gurgel. Der Römische Fähnrich ersticht sich selbst. Ingniomer erobert den Adler / und Catumer der flüchtigen Gallier Fahne. Rhemetalies trifft mit seinen Thraciern im lincken Flügel. Hertzog Arpus bringt die Römer in Unordnung. Die Menapier und Bituriger und Cejonius fechten laulicht. Rhemetalies und Arpus gerathen aneinander / jener wird in Schenckel dieser in Arm verletzt. Printz Sesitach bricht mit der Reuterey in lincken Römischen Flügel ein. Cejonius weichet / Rhemetalies wird gefangen. Herrmann und Varus treffen mit dem mitlern Groß ihrer Heere zusammen. Des Varus Verrichtungen in Syrien und Deutschland. Wie vortheilhafftig Herrmann die Schlacht-Ordnung gemacht. Die traurigen Anzeigungen bey den Römern für der Schlacht. Varus / Cäditius / Cälius / Britomar / Arbogast / fechten auff einer / die Deutschen auff der andern Seite scharff und zweiffelhafft. Herrmann bemühet sich an Varus zu gerathen / bricht mit dreyhundert Edelleuten zu Pferden ins Römische Fuß-Volck. Der Ritter / welcher für der Schlacht die fremde Königin überwunden / trifft auff den verkleideten Segesthes. Jenem zerspringt der Degen / Segesthes tödtet ihm und dieser wieder ihm das Pferdt / reißt ihm den Helm ab; als er aber: daß es Segesthes sey / erkennet /zeucht er den Streich zurücke und läßt den Degen fallen. Herrmann will dem Segesthes einen Streich versetzen / der Ritter aber fängt selbten anff und wird selbst verwundet; giebt sich hier auf für die Fürstin Thußnelde / Segesthens Tochter / zu erkennen; fällt ihrem Vater zu Fusse / reicht ihn ein Schwerdt / und verlangt von seiner Hand zu sterben. Segesthes erkennet sein Verbrechen / wünscht zu sterben / wird aber auff des Feldherrn Befehl in Eisen geschlagen. Thußnelde wird ohnmächtig und nach Deutschburg bracht. Hertzog Herrmann nimmt den Caldus Cälius gefangen / verwundet den Varus / reißt dem Manlius den Haupt-Adler aus. Das gantze Römische Heer fleucht / Varus ersticht sich selbst. Sesitach steckt seinen Kopff auff eine Lantze. Hertzog Jubil trifft auffs neue auff den Vala Numonius / den Cäditius / Britomarn und Arbogasten / als sie nach der Cattenburg zu entrinnen vermeinen. Unter diesen wil einer hier / der andere dort hinaus. Jubil durchrennt den Numonius /verwundet den Britomar. Die Römer verkriechen sich in Wald. Es erreget sich ein hefftiger Platzregen. Der Wald wird rings um mit Deutschen besetzt. Die Deutschen machen sich die Nacht durch lustig mit Wolleben und Gesängen. Ein schrecklicher Sturmwind schlägt viel Bäume nieder. Diese erschlagen die Römer mit den ihrigen erbärmlich. Ismene des Feld-Herrn Schwester wird erledigt. Die Deutschen suchen aus dem Walde den Feind herfür;[3] plündern seine Wagen und Feld-Geräthe / erlegen den Rest / nehmen viel Weiber und Kinder gefangen; kommen für das Römische Läger / dar ein Cäditius und Arbogast mit einem Theil ihres Volcks entronnen. Herrmann macht Anstalt zum Sturme. Catumer setzt durch die Lippe und beschleust auff der andern Seite das Läger. Hertzog Jubil wil gegen die Festung Alison sich ziehen /verfällt aber auff zwey Legionen Römer unter dem L. Asprenas. Herrmann läst Ingniomern fürm Läger /zieht dem Asprenas entgegen. Jubil treibt der Römer Vortrab zurücke. Die im Läger machen mit ihren Zeichen: daß Asprenas Stand hält. Fürst Marcomir gehet mit den Usipetern zum Jubil über. Die Römer setzen Jubiln harte zu / und muß er sich zurücke ziehen. Asprenas verfällt auffs gantze Deutsche Heer / erfährt von einem Gefangenen des Varus Niederlage; zeucht sich also / indem Cäcina und Silvanus Plautius mit der Reuterey fechten / zurück. Die Römische Reuterey wird in die Flucht bracht. Herrmann erlegt den Plautius. Der Römer Niederlage. Jubil verwundet den Cäcina / Printz Sigesmund den Asprenas / welcher mit dem Uberreste bey anbrechender Nacht sich zwischen die Sümpffe / hernach aber durch den Wald gar zurücke gegen Alison zeucht. Der Marsen Hertzog Malovend schlägt sich durch den Catumer durch / und kommt ins Römische Läger. Catumer läßt einen Theil seines Volcks fürm Läger / und gehet mit einem Theil für Alison. Ganasch verfolgt den Asprenas. Herrmann fodert das Läger auff. Malovend widerräthet / Cejonius schleußt sich zu ergeben; befiehlt im Läger die Waffen über einen Hauffen zu tragen. Malovend und Apronius verstecken den dritten Römischen Adler in einen Sumpff. Herrmann bemächtiget sich des Lägers. Cejonius / Malovend / und Arbogast werden in Fessel geschlagen / die Gefangenen eingetheilt und fortgetrieben. Grausamkeit der Deutschen gegen die Gefangenen / insonderheit der Hermegildis gegen den Titus Labienus / welcher ihres Ehemanns Mörder / und ihrer Tochter Ehrenschänder gegen sie verthädiget hatte; als auch andere Sach-Redner. Das Läger wird geschleifft. Die Fürsten kommen auff die erste Wahlstadt. Mustonius und Qvintus Julius Posthumus / die des Varus Leichnam beerdiget / werden befehlichet ihn wieder auszugraben. Sie weigern es / Printz Sesitach aber läßt selbten gleichwohl ausscharren. Die Deutschen so in der Schlacht blieben / werden theils verbrennt / theils weggeführet. Herrmanns Einzug in Deutschburg. Er wird von Priestern und Jungfrauen herrlich bewillkommt. Catumer und Ganasch kommen beym Feld-Herrn mit unterschiedenen Gefangenen /darunter auch Römische Frauen an / nachdem sie Alison erobert und den daraus entkommenen Lucius Cäditius verfolgt. Des Feld-Herrns gebliebene Grafen werden prächtig verbrennt / und die Asche begraben. Emma des Ritter Waldecks: Wittib beerdigt ihres Eh-Herrns Gebeine und erhenckt sich selbst über sein Grab. Der Deutschen Ritterspiele bey den Begräbnißen. Herrmann schlägt viel die sich wohl gehalten zu Rittern. Des Varus Waffen werden in Tanfanischen Tempel gelieffert / sein Haupt auff Tuiscons Altar gelegt / die Römischen Adler den Göttern auffgehenckt. Die Gefangenen werden auff hundert Altaren geopffert; viel Köpffe aber auffgehoben. Malovend /Apronius und Emilian werden begnadigt / Cejonius wird in einem Sumpffe ersteckt. Sextus Catulus verdammt die deutschen Opffer. Caldus Cälius schlägt[4] ihm den Kopff mit seinen Fesseln entzwey und hierauff auch Catulus. Fürst Sesitach will des Varus Leib nicht auff dem Altare verbrennen lassen. Fürst Sigesmund erzehlt: wie er das Römische Priesterthum verlassen / und opffert des Varus Leiche selbst auff. Neßelrod ziehet einen Brieff herfür / den Segesthes für der Schlacht an Varus geschrieben. Das Kriegs Volck wird auff Segesthen dadurch hefftig erbittert / begehret an die Priester ihn zum Tode zu verdammen. Segesthes wird geholet / Herrmann hierüber bekümmert. Ganasch dringt auff Segesthens Tod / Herrmann redet für ihn. Segesthes erkennet seine Schuld / und wil sterben. Libys wird gezwungen auszusprechen: Segesthes müsse entweder vom Hencker / oder / da er seinem Ursprunge und Bürgerrechte abschwüre / von Priestern sterben. Segesthes erkieset vom Hencker zu sterben; bittet aber ihm einen eigenhändigen Tod zu erlauben. Thußnelde verdammet den Eigenmord / und erbeut sich vermöge ihrer Landes Gesetze den Tod für ihren Vater auch wider ihren Willen auszustehen. Bey aller Anwesenden Erstarrung will sie dem Priester Libys das Opffer-Messer aus der Hand reißen; Herrmann verhindert es. Thußnelda verweiset ihm die Verwehrung ihres Todes / und entdeckt zugleich ihre zusammen gepflogene Liebe. Libys streicht die seltzamen Schickungen der gütigen Götter heraus und erkennet: daß die Liebe und Verlobung mit dem Feld-Herrn Thußnelden vom erkieseten Tode errette. Segesthes willigt in seiner Tochter Heyrath. Der Verlobten Vergnügen / des Volcks Freude hierüber. Arinia wirfft zu Befreyung des Fürsten / Zeno und Rhemetalies ihnen ihren Krantz und Gürtel zu. Alle ziehen nach Deutschburg zurücke.

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Erster Theil, Leipzig 1689, S. 1-5.
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