Elfter Auftritt

[31] Die Vorigen ohne Graf. Stadinger. Gesellen.


GESELLEN.

Was ist geschehen? Was soll das Schrein?

Fangt auf den Dieb! Fangt auf, fangt auf!

STADINGER zu Georg.

Hagel und Wetter!

Du dummer Tölpel,

du ließest den Ritter

ja doch hinein.

GEORG.

Er kam soeben –

MARIE UND IRMENTRAUT.

Er kam soeben.

STADINGER ihnen nachäffend.

Er kam soeben –

Er kam soeben –

Gesindel, wollt ihr wohl ruhig sein?[31]

Er ist nicht hinaus –

durchsucht das Haus –

rührt eure Beine!

Nicht so faul!

DIE GESELLEN teilen sich nach verschiedenen Seiten.

MARIE.

Ach, lieber Vater!

IRMENTRAUT.

Ach, lieber Meister!

STADINGER.

Still, altes Plappermaul!

IRMENTRAUT außer sich.

Plappermaul!

STADINGER zu Marie.

Du kommst ins Kloster!

MARIE.

Ach, lieber Vater!

STADINGER zu Irmentraut.

Sie aus dem Haus!

IRMENTRAUT gekränkt.

Ein altes Plappermaul!

MARIE leise zu Georg.

Wo ist der Ritter?

IRMENTRAUT ebenso.

Ist er hinaus?

GEORG ebenso.

Zum Fenster.

MARIE.

Gott sei Dank!

Nein, nun darf er nie mehr wagen,

dieser Pforte kühn zu nahn.

IRMENTRAUT.

Ach, nun wird er nie mehr wagen,

dieser Pforte kühn zu nahn.

GEORG.

Doch er wird sich ohne Zagen

bald der Pforte wieder nahn.

STADINGER.

Ha, er soll es nie mehr wagen,

dieser Pforte kühn zu nahn.

DIE GESELLEN sammeln sich wieder.

STADINGER.

Nichts gefunden?

GESELLEN.

Keine Maus!

STADINGER.

Wo ist der Konrad?

GESELLEN.

Nicht zu Haus!

GEORG sich stellend, als ob er eben erst von der Seite aufträte.

Der liegt schon längst in süßer Ruh'.

STADINGER verwundert. Er schläft?

MARIE UND GESELLEN. Er schläft?

STADINGER.

Schlafmütze du!

Ich will nun auch zur Ruhe gehn,

um mit dem Frühsten aufzustehn

und meinem Hause Ruh' zu schaffen

vor diesem Liebenauer Grafen.[32]

GESELLEN spöttisch

Graf Liebenau? Schau, schau!

MARIE.

O verzeiht nur einmal noch.

STADINGER zu Marie und Irmentraut.

Marsch zu Bett!

IRMENTRAUT.

Plappermaul!

STADINGER zu den Gesellen.

Gute Nacht!

GESELLEN.

Gute Nacht!

ALLE entfernen sich nach verschiedenen Seiten.

Die Bühne bleibt eine Zeitlang leer und dunkel.

MARIE öffnet dann leise die Seitentür und tritt mit der Lampe leise wieder herein.


Quelle:
Albert Lortzing: Der Waffenschmied. Stuttgart 1963, S. 31-33.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Waffenschmied
Der Waffenschmied: Wir armen, armen Mädchen. Sopran und Klavier. (Edition Schott Einzelausgabe)
Der Waffenschmied: Auch ich war ein Jüngling. Bass und Klavier. (Edition Schott Einzelausgabe)
Der Waffenschmied: Original
Der Waffenschmied: Ouvertüre. Klavier. (Edition Schott Einzelausgabe)

Buchempfehlung

Kleist, Heinrich von

Die Hermannsschlacht. Ein Drama

Die Hermannsschlacht. Ein Drama

Nach der Niederlage gegen Frankreich rückt Kleist seine 1808 entstandene Bearbeitung des Hermann-Mythos in den Zusammenhang der damals aktuellen politischen Lage. Seine Version der Varusschlacht, die durchaus als Aufforderung zum Widerstand gegen Frankreich verstanden werden konnte, erschien erst 1821, 10 Jahre nach Kleists Tod.

112 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon