Achter Auftritt

[27] van Bett. Meisterin Browe.


VAN BETT. Verlaßt Euch auf mich, Frau Browe, ich habe ihn; dieser Iwanow will mir nicht aus dem Kopf – er ist mir schon von einigen als ein homo suspectus bezeichnet worden.

MEISTERIN BROWE. Ein pectus? Um Verzeihung, Herr Bürgermeister –

VAN BETT. Das will sagen, ein Taugenichts, der sich's einfallen läßt, meine Nichte zu beliebäugeln.

MEISTERIN BROWE. Davon weiß ich nichts, und es geht mich auch nichts an.

VAN BETT. Aber mich geht's an, den Bürgermeister! Ich soll einen verdächtigen Menschen aufsuchen, und das kann kein anderer sein, als einer, der mit meiner Nichte liebäugelt.

MEISTERIN BROWE. Kurz, ich halte den Peter Iwanow für einen rechtlichen Burschen. Jetzt muß ich an meine Geschäfte, also, Gott zum Gruß, Herr Bürgermeister.

VAN BETT. Noch ein Wort, Frau Browe. Ihr gebt heute ein Gastmahl, ein Fest –

MEISTERIN BROWE. Mein ältester Sohn macht Hochzeit, und da wissen Sie wohl –

VAN BETT. Gut, habe gar nichts dagegen. Ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen, daß bei solchen Lustbarkeiten häufig Händel vorfallen.

MEISTERIN BROWE. Das wollen wir nicht hoffen.

VAN BETT. Bei Gott ist kein Ding unmöglich und bei besoffenen Zimmergesellen noch viel weniger – ich halte es daher für meine Pflicht, alles in Person zu beaufsichtigen.

MEISTERIN BROWE für sich. Auf den haben wir gewartet. Laut. Wenn es Ihnen Spaß macht –

VAN BETT. Keineswegs; bloß ein Opfer, welches ich der öffentlichen Sicherheit bringe. Wann wird gespeist?

MEISTERIN BROWE. Um zwölf Uhr, Herr Bürgermeister.

VAN BETT. Da finde ich mich ein, denn convivia habent multa scandalia.[27]


Quelle:
Albert Lortzing: Zar und Zimmermann. Stuttgart [o. J.], S. 27-28.
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