Achter Auftritt

[54] Die Vorigen. Meisterin Browe. Marie.

Vor Anfang des Sextetts hatte sich ein Teil der Anwesenden teils entfernt, teils ganz in den Hintergrund gezogen. Alles tritt nun wieder vor.


MEISTERIN BROWE. Hierher die Musik! Sind die Tische noch nicht beiseite? Angepackt, junge Burschen! Frisch, munter, der Tanz geht los.

MARQUIS fröhlich. So ist's recht, lustig muß man sein. Das ist der schönste Tag meines Lebens. Er stößt auf den Lord. Was seh ich?

LORD. Das ist Marquis von Chateauneuf.

MARQUIS. Sie sind's, Mylord? Wozu diese Verkleidung?

LORD. Wie kommen Sie in diesem Gewande in die Schenke?

MARQUIS leise. St! Ein verliebtes Abenteuer, verraten Sie mich nicht.

LORD. Da geht's Ihnen wie mir, ich bin auch verliebt.

MARQUIS für sich. Der sucht, was ich bereits gefunden.

LORD für sich. Der gute Marquis kommt etwas zu spät.

EINIGE rufen. Zum Tanz! Zum Tanz!

ANDERE. Das Brautlied! Das Brautlied!

VAN BETT. Ruhe! Nicht so gelärmt, wenn Personen von hohem Range anwesend sind.

EINIGE unter sich. Was sagt er? Wie ist das?

LORD leise. Aber Herr Bürgermeister –

VAN BETT. Verstehe! Laut. Ich wollte sagen, wenn ich anwesend bin.

DIE GÄSTE unter sich. Ach so, wenn's weiter nichts ist.

VAN BETT. Frau Browe, ich glaube, das Volk räsoniert.

MEISTERIN BROWE. I behüte, sie meinen nur, aus Ihnen machten sie sich nichts.

VAN BETT. Das kann ich den Leuten nicht verdenken, besonders wenn ihrer so viele beieinander sind.– Näher, liebe Leute, geniert euch meinetwegen gar nicht. Tanzt und singt! Wo ist denn meine – Erblickt Marie, die sich unter der Menge versteckt hält. – Ah, sieh da, unsere teure Nichte.

MARIE. Mein Gott, ich suche Sie überall –[54]

VAN BETT. Freut mich, daß du da bist. Beiseite. Jetzt kann ich ihr allenfalls erlauben, hierzubleiben, denn – ist er ein Prinz, so kann man nicht wissen –

MARIE. Sie erlauben mir also, hierzubleiben?

VAN BETT. I, was werde ich nicht. Es sind ja auf Iwanow deutend Personen gegenwärtig, denen deine Gegenwart vielleicht nicht ganz unangenehm ist. Für sich. Aha, die Majestät schmunzelt. Oh, es ist doch etwas Einziges um ein majestätisches Schmunzeln.

ALLE. Das Lied! Das Lied!

VAN BETT. Singe, mein Kind, befriedige die zarten Gemüter.

Marie steht in der Mitte; auf der einen Seite der Zar und der Marquis, auf der andern der Lord und van Bett, welche sich bemühen, Iwanow ins Gespräch zu ziehen, dieser ist aber nur mit Marie beschäftigt.

Nr. 11. Brautlied mit Chor

Während des Ritornells wird getanzt.


MARIE.

Lieblich röten sich die Wangen

Einer Jungfrau hold und schön;

Ihre Brust schwellt süßes Bangen,

Sieht ihr Aug' den Jüngling stehn.

Naht er ihr mit Liebesscherz,

Weiß sich's Mädchen nicht zu fassen;

Möcht ihn lieben, möcht ihn hassen.

Was bedeutet das, mein Herz?

Jungfrau, solche Zarten Triebe

Künden die erwachte Liebe!

Darum hütet eure Herzen,

Mit der Liebe gilt kein Scherzen.

CHOR.

Darum hütet eure Herzen,

Mit der Liebe gilt kein Scherzen.

MARIE.

Doch dein Herz ist schon getroffen:

Beim Geliebten ist dein Glück,

Und dein Sehnen und dein Hoffen

Strahlt sein Auge dir zurück.

Mägdlein ruft: wer rettet mich?

Mädchen, bald sollst befreiet du dich sehen.

Wirst du zum Altare gehen,[55]

Legt dein Harm sich sicherlich.

Jungfrau war nicht mehr zu retten,

Seufzt nun in der Ehe Ketten.

Alle Mägdlein, trotz der Klagen,

Müssen solche Fesseln tragen.

CHOR.

Alle Mägdlein, trotz der Klagen,

Müssen solche Fesseln tragen.


Nach dem Lied Lärm von außen.


Quelle:
Albert Lortzing: Zar und Zimmermann. Stuttgart [o. J.], S. 54-56.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Zar und Zimmermann
Holzschuhtanz: Ballettmusik aus der Oper
Holzschuhtanz: Ballettmusik aus der Oper
Holzschuhtanz: Ballettmusik aus der Oper
Holzschuhtanz: Ballettmusik aus der Oper
Zar und Zimmermann - Komische Oper in 3 Akten - Klavierauszug (EB 316)

Buchempfehlung

Dulk, Albert

Die Wände. Eine politische Komödie in einem Akte

Die Wände. Eine politische Komödie in einem Akte

Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.

30 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon