11.

[435] Jhesus Christus unser Heyland,

der von uns den Gottes zorn wand,

durch das bitter leyden seyn

halff er uns aus der hellen peyn.


Das wyr nymmer des vergessen,

gab er uns seyn leyb zu essen[435]

Verborgen ym brod so kleyn

und zu trincken seyn blut ym weyn.


Wer sich wil zu dem tisch machen,

der hab wol acht auff seyn sachen,

Wer unwirdig hie zu geht,

fur das leben den tod empfet.


Du solt Gott den vater preyssen,

das er dich so wol wolt speysen,

Und fur deyne missethat

ynn den tod seyn son geben hat.


Du solt glewben und nicht wancken,

das eyn speyse sey der krancken,

Den yhr hertz von sunden schweer

und fur angst ist betrubet seer.


Solch gros gnad und barmhertzickeyt

sucht eyn hertz ynn grosser erbeyt,

Ist dyr wol so bleyb dauon,

das du nicht krigest bosen lohn.


Er spricht selber: kompt yhr armen,

last mich uber euch erbarmen,

Keyn artzt ist dem starcken not,

seyn kunst wird an yhm gar eyn spot.


Hetstu dyr was kund erwerben,

was durfft denn ich fur dich sterben?

Diser tisch auch dyr nicht gillt,

so du selber dyr helffen wilt.[436]


Gleubstu das von hertzen grunde

und bekennest mit dem munde,

So bistu recht wol geschickt

und die speyse deyn seel erquickt.


Die frucht sol auch nicht aus bleyben,

deynen nehsten soltu lieben,

Das er deyn geniessen kan,

wie deyn Gott hat an dir gethan.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 35, Weimar 1888 ff., S. 435-437.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Lieder
Die deutschen geistlichen Lieder (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Sämtliche deutsche geistliche Lieder, in der Reihenfolge, ihrer ersten Drucke. Hrsg. von Friedrich Klippgen
Martin Luthers Geistliche Lieder: Mit Den Zu Seinen Lebzeiten Gebräuchlichen Singweisen (German Edition)