XII.

30HErberge nicht einen iglichen in deinem Hause / Denn die Welt ist vol vntrew vnd list. 31Ein falsch Hertz ist / wie ein Lockvogel auff dem Kloben / vnd lauret / wie er dich fahen müge. 32Denn was er guts sihet / deutet er auffs ergest / vnd das allerbeste schendet er auffs höhest. 33Aus einem funcken / wird ein gros Fewr / vnd der Gottlose höret nicht auff / bis er Blut vergiesse. 34Hüt dich fur solchen Buben / sie haben nichts guts im sinn / das sie dir nicht ein ewige schande anhengen. 35Nimpstu einen Frembden zu dir ein / so wird er dir vnruge machen / vnd dich aus deinem Eigenthum treiben.

1WJltu guts thun / So sihe zu / wenn du es thust /so verdienstu danck damit. 2Thu dem Fromen guts /So wird dirs reichlich vergolten / Wo nicht von jm /so geschichts gewislich vom HERRN. 3Aber den bösen Buben / die nicht dancken fur die Wolthat /wirds nicht wolgehen.

4GJb dem Gottfürchtigen / vnd erbarm dich des Gottlosen nicht / 5Thu guts dem Elenden / vnd gib dem Gottlosen nicht. Behalt dein Brot fur jm / vnd gib jm nichts / das er da durch nicht gestercket werde / vnd dich vntertrette / 6Du wirst noch eins so viel Bosheit durch jn empfahen / als du jm Guts gethan hast. Denn der Allerhöhest ist den Gottlosen feind / vnd wird die Gottlosen straffen.

7WEns einem wolgehet / so kan man keinen Freund recht erkennen. Wens aber vbelgehet / so kan sich der Feind auch nicht bergen / 8Denn wens einem wolgehet / das verdreusst seinen Feind / Wens aber vbelgehet / So weichen auch die Freunde von jm.

9TRaw deinem Feinde nimer mehr / 10Denn gleich wie das eisen jmer wider rostet / Also lesset er auch seine tücke nicht. 11Vnd ob er sich schon neiget vnd bücket / So halt doch an dich / vnd hüte dich fur jm. Vnd wenn du gleich an jm polirest / wie an einem Spiegel / so bleibt er doch rostig. 12Zeuch jn nicht zu dir / das er dich nicht wegstosse / vnd trette an deine stat. Setze jn nicht neben dich / das er nicht nach deinem Stuel trachte / Vnd zu letzt an meine wort dencken müssest / vnd dich denn gerewen wird. [185a]

13GLeich als wenn ein schlangen Beschwerer gebissen wird / das jamert niemand / als wenig als das /so einer mit wilden Thieren vmbgehet / vnd von jnen zurissen wird. Also gehets dem auch / der sich an den Gottlosen henget / vnd sich in jre sünde menget. 14Er bleibet wol eine weil bey dir / Aber wenn du strauchlest / so beharret er nicht.

15DEr Feind gibt wol gute wort / vnd klaget dich seer / vnd stellet sich freundlich / 16kan auch dazu weinen. Aber im hertzen dencket er / wie er dich in die Gruben felle / Vnd kriegt er raum / so kan er deines Bluts nicht sat werden 17Wil dir jemand schaden thun / So ist er der erste / 18vnd stellet sich als wolt er dir helffen / vnd fellet dich meuchlinges. 19Seinen Kopff wird er schütteln / vnd in die faust lachen / dein spotten / vnd das Maul auffwerffen.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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