VIII.

DJe Weisheit des Menschen erleuchtet sein angesicht / Wer aber frech1 ist / Der ist feindselig. 2Jch halte das wort des Königes / vnd den eid Gottes.3Eile nicht zu gehen von seinem angesicht / vnd bleibe nicht in böser sache / Denn er thut was jn gelüst. 4Jn des Königes wort ist gewalt / vnd wer mag zu jm sagen / was machstu? 5Wer das Gebot helt / der wird nichts böses erfaren / Aber eins Weisen hertz weis zeit vnd weise. 6Denn ein jglich furnemen hat seine zeit vnd weise / Denn des vnglücks des Menschen ist viel bey jm. 7Denn er weis nicht was gewesen ist /vnd wer wil jm sagen / was werden sol? 8Ein Mensch hat nicht macht vber den Geist / dem geist zu wehren / vnd hat nicht macht zur zeit des sterbens / vnd wird nicht los gelassen im streit / Vnd das gottlos wesen errettet den Gottlosen nicht. Pro. 17.


9DAS hab ich alles gesehen / vnd gab mein hertz auff alle werck die vnter der Sonnen geschehen. Ein Mensch herrschet zu zeiten vber den andern zu seim vnglück. 10Vnd da sahe ich Gottlosen die begraben waren / Die gegangen waren vnd gewandelt in heiliger Stete / vnd waren vergessen in der Stad / das sie so gethan hatten / Das ist auch eitel.

11WEil nicht bald geschicht ein vrteil vber die bösen werck / da durch wird das hertz der Menschen vol böses zu thun. 12Ob ein Sünder hundert mal böses thut / vnd doch lange lebt / So weis ich doch /das es wolgehen wird / denen die Gott fürchten / die sein Angesicht schewen. 13Denn es wird dem Gottlosen nicht wol gehen / vnd wie ein schatte / nicht lange leben / die sich fur Gott nicht fürchten.


14ES ist ein eitelkeit die auff erden geschicht / Es sind Gerechten / den gehet es / als hetten sie werck der Gottlosen / Vnd sind Gottlose / den gehet es / als hetten sie werck der Gerechten / Jch sprach / Das ist auch eitel.

15DArumb lobt ich die Freude / das der Mensch nicht bessers hat vnter der Sonnen / denn essen vnd trincken vnd frölich sein / Vnd solchs werde jm von der erbeit sein leben lang / das jm Gott gibt vnter der Sonnen.

16JCH gab mein hertz zu wissen die Weisheit /vnd zu schawen die mühe die auff Erden geschicht /das auch einer weder tag noch nacht den Schlaff sihet mit seinen augen. 17Vnd ich sahe alle werck Gottes /Denn ein Mensch kan das werck nicht finden / das vnter der Sonnen geschicht / Vnd je mehr der Mensch erbeitet zu suchen / je weniger er findet / Wenn er gleich spricht / Jch bin weise vnd weis es / So kan ers doch nicht finden2.


1 Wer ein schalckheit im sinn hat oder gethan / der sihet niemand frölich noch recht an. Der unschüldige sihet frölich vnd sicher.

2 Er meinet es wol zu treffen / Aber es ligt doch alles am geraten.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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