Vorrede auff den Propheten Amos.

AMos zeigt seine zeit an: das er zur zeit Hosea vnd Jesaias gelebt vnd geprediget hat / Vnd eben wider dieselbige Laster vnd Abgötterey / oder falsche Heiligen / gleich wie Hoseas thut. Predigt verkündiget auch die Assyrissch gefengnis.

ER ist aber auch hefftig / vnd schilt das volck Jsrael fast durchs gantze Buch aus / bis ans ende des letzten Cap. da er von Christo vnd seinem Reich weissaget / vnd sein Buch da mit beschleusst. Das mich kein Prophet dünckt so wenig Verheissen / vnd so gar durch eitel schelten vnd drewen / haben / Das er wol mag heissen Amos (das ist) eine Last / oder der schweer vnd verdrieslich ist. Sonderlich / weil er ein Hirte ist / vnd nicht von der Propheten orden / Wie er selbs sagt / im vij. Cap. Da zu aus dem stam Juda von Thekoa / ins Königreich Jsrael gehet / vnd daselbs predigt / als ein Frembder. Darumb sagt man auch /der Priester Amazia (welchen er straffet im. vij. Cap.) hab jn mit einer stangen zu tod geschlagen.

JM. j. Cap. ist er schweer vnd tunckel anzusehen /da er von dreien vnd vier sünden redet / Daruber auch viel sich mancherley verbrochen haben / vnd die sache weit gesucht. Aber der Text (acht ich) solts ja klerlich geben / Das dieselbigen drey vnd vier sünde / nicht mehr denn einerley sünde sey / Denn er nennet vnd zeucht ja allewege nur einerley sunde an. Als wider Damascum / nennet er allein die sünde / das sie Gilead mit eisern Wagen haben gedrosschen etc.

ER nennet aber solche sünde drey vnd viere / darumb / Das sie solche sünde nicht büssen noch erkennen / sondern da zu auch rhümen vnd drauff trotzen /als hetten sie wolgethan / wie die falschen Heiligen alle thun. Denn es kan eine sünde nicht erger noch grösser / noch mehr werden / denn wo sie ein heilig /göttlich werck sein wil / vnd den Teufel zu Gott / vnd Gott zum Teufel macht. Gleich / wie drey vnd vier machen sieben / welchs ist das ende der zal in der Schrifft / da man wider vmbkeret vnd wider anfehet zu zelen / beide die tage vnd wochen.

ER wird zwey mal im newen Testament gefürt. Erstmals / Act. vij. Da S. Stephan jn anzeucht / aus dem v. Cap. wider die Jüden / vnd da mit beweiset / das sie Gottesgesetze nie gehalten haben / von anfang her aus Egypten.

ZVm andern mal / da S. Jacob / Act. am xv. im ersten Concilio der Aposteln / jn füret aus dem letzten Cap. Zu beweisen / die Christliche Freiheit / Das die Heiden im newen Testament / nicht schüldig sind /Moses gesetze zuhalten / So die Jüden selbs / solches noch nie gehalten / vnd auch nicht halten kündten /wie S. Petrus / Act. xv. predigt. Vnd das sind die furnemesten zwey stück in Amos / vnd zwey seer gute stück.

[131b]


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
Lizenz:
Kategorien: