VI.

31VND Darius aus Meden nam das Reich ein / da er zwey vnd sechzig jar alt war.

1Vnd Darius sahe es fur gut an / das er vber das gantze Königreich setzte hundert vnd zwenzig Landuögte. 2Vber diese setzet er drey Fürsten (der einer war Daniel) welchen die Landuögte solten rechnung thun / vnd der König der mühe vberhaben were.


3DAniel aber vbertraff die Fürsten vnd Landuögte alle / Denn es war ein hoher geist in jm / Darumb gedachte der König jn vber das gantze Königreich zu setzen. 4Derhalben trachteten die Fürsten vnd Landuögte darnach / wie sie eine Sache zu Daniel fünden / die wider das Königreich were. Aber sie kundten keine sache / noch vbelthat finden / Denn er war trew / das man keine schuld noch vbelthat an jm finden mochte. 5Da sprachen die Menner / Wir werden keine Sache zu Daniel finden / on vber seinem Gottesdienst.

6DA kamen die Fürsten vnd Landuögte heuffig fur den König / vnd sprachen zu jm also / Herr könig Darius / Gott verleihe dir langes leben. 7Es haben die Fürsten des Königreichs / die Herrn / die Landuögte /die Rete vnd Heubtleute alle gedacht / Das man einen königlichen Befelh soll ausgehen lassen / vnd ein strenge Gebot stellen / Das / wer in dreissig tagen /etwas bitten wird von jrgend einem Gott oder Menschen / On von dir König alleine / solle zu den Lewen in graben geworffen werden. 8Darumb / lieber König / soltu solch Gebot bestetigen / vnd dich vnterschreiben / Auff das nicht wider geendert werde /nach dem Rechte der Meder vnd Perser / welchs niemand vbertretten thar. 9Also unterschreib sich der König Darius.


10ALs nu Daniel erfur / das solch Gebot vnterschrieben were / gieng er hinauff in sein haus (Er hatte aber an seinem Sommerhause / offene fenster gegen Jerusalem) Vnd er kniet des tages drey mal auff seine Knie / betet / lobet vnd dancket seinem Gott /wie er denn vorhin zu thun pfleget. 11Da kamen diese Menner heuffig / vnd funden Daniel beten / vnd flehen fur seinem [119a] Gott. 12Vnd traten hinzu / vnd redeten mit dem König / von dem königlichen Gebot /Herr König / Hastu nicht ein Gebot vnterschrieben /das / wer in dreissig tagen etwas bitten würde / von jrgend einem Gott oder Menschen / on von dir König alleine / solle zu den Lewen in den Graben geworffen werden? Der König antwortet / vnd sprach / Es ist war / vnd das Recht der Meden vnd Persen / sol niemand vbertretten. 13Sie antworten vnd sprachen fur dem Könige / Daniel der Gefangenen aus Juda einer /der achtet weder dich / noch dein Gebot / das du verzeichent hast / Denn er betet des tages drey mal.


14DA der König solchs höret / ward er seer betrübt / vnd thet grossen vleis / das er Daniel erlösete /vnd mühet sich / bis die Sonne vntergieng / das er jn errettet. 15Aber die Menner kamen heuffig zu dem Könige / vnd sprachen zu jm / Du weissest herr König / Das der Meder vnd Perser recht ist / das alle Gebot vnd befelh / so der König beschlossen hat / sol vnuerendert bleiben. 16Da befalh der König / das man Daniel her brechte / Vnd worffen jn zu den Lewen in den Graben. Der König aber sprach zu Daniel / Dein Gott / dem du on vnterlas dienest / der helffe dir. 17Vnd sie brachten einen Stein / den legten sie fur die thür am graben / den versiegelt der König mit seinem eigen Ringe / vnd mit dem ringe seiner Gewaltigen / Auff das sonst niemand an Daniel mutwillen vbet. 18Vnd der König gieng weg in seine Burg / vnd bleib vngessen vnd lies kein essen fur sich bringen / kund auch nicht schlaffen.


19DEs morgens frü / da der tag anbrach / stund der König auff / vnd gieng eilend zum Graben / da die Lewen waren. 20Vnd als er zum graben kam / rieff er Daniel mit kleglicher stim / Vnd der König sprach zu Daniel / Daniel / du Knecht des lebendigen Gottes /Hat dich auch dein Gott / dem du on vnterlas dienest /mügen von den Lewen erlösen? 21Daniel aber redet mit dem Könige / Herr könig / Gott verleihe dir langes Leben / 22Mein Gott hat seinen Engel gesand /der den Lewen den rachen zugehalten hat / das sie mir kein leid gethan haben / Denn fur jm bin ich vnschüldig erfunden / So hab ich auch wider dich / Herr könig / nichts gethan. 23Da ward der könig seer fro /Vnd hies Daniel aus dem Graben ziehen / Vnd sie zogen Daniel aus dem graben / vnd man spüret keinen schaden an jm / Denn er hatte seinem Gott vertrawet.

24DA hies der König die Menner / so Daniel verklagt hatten / her bringen / vnd zun Lewen in den Graben werffen / sampt jren Kindern vnd Weibern /Vnd ehe sie auff den boden hinab kamen / ergriffen sie die Lewen / vnd zumalmeten auch jre gebeine.


25DA lies der könig Darius schreiben allen Völckern1 / Leuten vnd Zungen. Gott gebe euch viel friede. 26Das ist mein Befelh / Das man in der gantzen Herrschafft meines Königreichs / den Gott Daniels fürchten vnd schewen sol. Denn er ist der lebendige Gott / der ewiglich bleibet / vnd sein Königreich ist vnuergenglich / vnd seine Herrschafft hat kein ende. 27Er ist ein Erlöser vnd Nothelffer / vnd er thut Zeichen vnd Wunder / beide im Himel vnd auff Erden /Der hat Daniel von den Lewen erlöset. 28Vnd Daniel ward gewaltig im Königreich Darius / vnd auch im Königreich Cores / der Persen.


1 Das ist die frucht des glaubens Danielis / Denn der Glaube thut jmer Wunder vnd grosse ding.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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