VII.

1AH / Es gehet mir / wie einem der im Weimberge nachlieset / Da man keine Drauben findet zu essen /vnd wolt doch gerne der besten Früchte haben. 2Die fromen Leute sind weg in diesem Lande / vnd die Gerechten sind nicht mehr vnter den Leuten / Sie lauren alle auffs blut / Ein jglicher jagt den andern / das er jn verderbe / 3Vnd meinen / sie thun wol daran / wenn sie böses thun. Was der Fürst wil / das spricht der Richter / Das er jm wider einen Dienst thun sol. Die Gewaltigen raten nach jrem mutwillen / schaden zu thun / vnd drehens wie sie wollen. 4Der Beste vnter jnen ist / wie ein Dorne / vnd der redlichst / wie ein Hecke. Aber wenn der tag deiner Prediger komen wird / wenn du heimgesucht solt werden / Da werden sie denn nicht wissen / wo aus.

5NJemand gleube seinem Nehesten / Niemand verlasse sich auff Fürsten / Beware die thür deines Mundes / fur der / die in deinen armen schlefft. 6Denn der Son veracht den Vater / die Tochter setzt sich wider die Mutter / die Schnur ist wider die Schwiger / Vnd des Menschen feinde sind sein eigen Hausgesinde. Math. 10.


7JCH aber wil auff den HERRN schawen / Vnd des Gottes meines Heils erwarten / Mein Gott wird mich hören1.

8FRewe dich nicht meine Feindin / das ich darnider lige / Jch werde wider auffkomen / Vnd so ich im Finstern sitze / So ist doch der HERR mein Liecht.

9Jch wil des HERRN zorn tragen / Denn ich habe wider jn gesündiget / Bis er meine Sache ausfüre /vnd mir Recht schaffe / Er wird mich ans Liecht2 bringen / Das ich meine Lust an seiner Gnade sehe.

10MEine Feindin wirds sehen müssen / vnd mit aller schande bestehen / die jtzt zu mir sagt / Wo ist der HERR dein Gott? Meine augen werdens sehen /Das sie denn wie ein Kot auff der gassen zutretten wird.


11Zv der zeit / werden deine mauren gebawet werden / vnd Gottes wort weit auskomen. 12Vnd zur selbigen zeit / werden sie von Assur vnd von festen stedten zu dir komen / von den festen Stedten / bis an das Wasser / von einem Meer zum andern / von einem Gebirge zum andern. 13Denn das Land wird wüste sein / seiner Einwoner halb / vmb der Frucht willen jrer werck.

14dv aber weide dein volck mit deinem stabe / die Herde deines Erbteils / die da wonen / beide im Walde alleine / vnd auff dem Felde / Las sie zu Basan vnd Gilead weiden / wie vor alters.

15jch wil sie wunder sehenlassen / gleich / wie zur zeit / da sie aus Egyptenland zogen. 16Das die Heiden sehen / vnd alle jre Gewaltigen sich schemen sollen / vnd die hand auff jren Mund legen / vnd jre ohren zuhalten. 17Sie sollen staub lecken / wie die Schlangen / vnd wie das Gewürm auff Erden erzittern in jren Löchern / Sie werden sich fürchten fur dem HERRN vnserm Gotte / vnd fur dir sich entsetzen.


18 WO ist solch ein Gott / wie du bist? Der die Sünde vergibt / vnd erlesset die Missethat / den vbrigen seines Erbteils / Der seinen zorn nicht ewiglich behelt / Denn er ist barmhertzig. 19 Er wird sich vnser wider erbarmen / vnsere Missethat dempffen /vnd alle vnsere sunde in die tieffe des Meers werffen. 20 Du wirst dem Jacob die Trew / vnd Abraham die Gnade halten / Wie du vnsern Vetern vor langs geschworen hast. [141a]


Ende des Propheten Micha.


1 Ein Lied des Propheten Micha / Damit er sich tröstet wider der Gottlosen toben.

2 Das ist / Es wird mich trösten.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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